In der Fotografie geht es stets auch um Schönheit oder wenigstens um ihre Interpretation. Wer ein schönes Foto machen will, muss etwas Schönes fotografieren – das ist ein oft gehörter Satz, doch manchmal reizt uns eben auch das vermeintlich Hässliche, auf den Auslöser zu drücken. Ein Schaf an sich wäre mir nicht unbedingt die Mühe wert gewesen, aber dieser wollige Hippie hier stellte eine interessante Herausforderung dar.
Schließlich gilt: Kein Porträt ohne Blickkontakt oder wenigstens freie Sicht auf wenigstens ein Auge. Das war hier nicht bei jeder Kopfhaltung des Tieres möglich, aber nach ein paar Versuchen war das Foto doch im Kasten.
In der Bearbeitung habe ich das Bild so beschnitten, dass das sichtbare Auge im Schnittpunkt zweier Drittellinien liegt, nämlich dort, wo sich die obere horizontale und die linke vertikale Drittellinie kreuzen. Von Schnittpunkten dieser Qualität gibt es in jedem Rechteck vier, und an diesen Punkten sucht der menschliche Blick ganz gern nach den bildwichtigen Teilen. Zusätzlich habe ich mich mit dem Korrekturpinsel noch liebevoll um das Auge des Schafs gekümmert, das im Original dunkler ist und weniger Glanz ausstrahlt.
Vielleicht noch ein Tipp für die Arbeit mit Modellen: Der Fotograf sollte darauf achten, dass das Modell, ob weiblich oder männlich, sauber zum Shooting kommt und sich nicht vorher noch im Stroh gewälzt hat. Auch hilft es bei den generell sehr erwünschten Fotos mit offener Blende und entsprechend geringer Tiefenschärfe, wenn die Nase des Modells nicht so lang ist.