
Das Jüdische Museum in Berlin hat mir heute Nacht eine fotografische Aufgabe gestellt, die ich nicht lösen konnte. Es muss irgend etwas mit Physik zu tun haben.
Was unterscheidet den Fotografen vom Touristen? Der Fotograf sieht anders, und er wartet, bis er bekommt, was er sieht. Hört sich vielleicht etwas hochtrabend an, aber letztlich ist es genau so, und ich möchte es an diesem Bild hier gern erklären.
Diese Woche arbeite ich täglich in der Redaktion der „Welt“ mit, und da lag es nahe, mich mit der Kamera mal um die Skulptur „Balanceakt“ zu kümmern. Sie ist ein Werk des Bildhauers Stephan Balkenhol, steht seit 2009 vor dem Verlagsgebäude der Axel Springer SE und soll neben anderem an die Schwierigkeit erinnern, die Freiheit zu erhalten. Wer mehr dazu wissen will, den verweise ich auf die entsprechende Wikipedia-Seite. Hier geht es mehr um die fotografische Herausforderung, und die liegt bei solchen Motiven natürlich auf der Hand:
Dieser Kalauer in der Überschrift musste jetzt mal sein – schließlich handelt es sich hier um eine Detailaufnahme der Philharmonie in Berlin. Das berühmte Gebäude von Hans Scharoun, 1963 fertiggestellt, reflektiert mit seiner goldenen Farbgebung das Sonnenlicht ganz hervorragend. Und der tiefblaue Himmel an diesem schönen Ostermontag gibt diesem Foto natürlich den Rest. Allerdings habe ich auch wieder etwas nachgeholfen:
Gibt es eigentlich noch Ostermärsche? Als ich jung war, kamen sie jedes Jahr wieder und richteten sich stets gegen USA, Nato, Nachrüstung, jedenfalls gegen den Westen im allgemeinen und damit letztlich auch gegen uns selbst. Das habe ich damals nicht so gesehen (ich bin sogar mitmarschiert), aber ich sehe das heute so.
Der kleine trommelnde Hase, der bei uns zur Oster-Deko gehört, hat mich wieder an diesen Teil meiner Vergangenheit erinnert, und mir fiel dann gleich eine Frage dazu ein.
Ich bin so ein typischer Mann: Um das ganze Oster-Brimborium kümmere ich mich nicht, aber wenn es denn mal da ist, finde ich es toll. Darum habe ich auch ein paar schöne Dokumentarfotos gemacht, als die beiden Frauen meines Lebens sich heute ums Eierfärben gekümmert haben. Meine Mutter hat es also trotz Zugverspätung noch bis zu uns geschafft – und musste sich dann auch gleich nützlich machen. Mir gefällt das Foto nicht nur aus persönlichen Gründen, sondern ich mag es auch fotografisch, weil darin eine vielfach unterschätzte Kraft zur Geltung kommt.
Super, dachte ich, da hast du ja viel Zeit zum Fotografieren, als mich meine Mutter anrief, dass ihr Zug nach Berlin Verspätung haben würde. Ich aber saß da schon im Auto und wusste nun, dass ich nicht nur 20 Minuten Zeit hätte, um ein schönes Bahnhofsfoto zu machen, sondern etwa eine Stunde mehr. Und was soll ich sagen? Ich habe mich extrem schwer getan dieses Mal. Aber dann passierte doch noch etwas.
Gut, das Wort Porträt führt hier vielleicht ein wenig in die Irre. Allerdings: Meinen kurzen nächtlichen Rundgang durch New York habe ich mit einer 50-Millimeter-Festbrennweite unternommen, montiert auf eine Kamera mit kleinerem APS-C-Sensor. Und das bedeutet natürlich etwas für die Fotos.
Wir sehen hier jemanden, den man nicht alle Tage sieht – Tsunemi Oyama ist einer von nur vier Takumi beim Autohersteller Nissan. Takumi nennt man in Japan besonders gut ausgebildete Handwerksmeister, und Oyama und seine drei Kollegen sind die einzigen, die Plaketten mit ihrer Unterschrift am V6-Motor des Sportwagens Nissan GT-R anbringen dürfen – nachdem sie ihn in Handarbeit zusammengebaut haben.
Auf den ersten Blick sind es vier typische USA-Symbole, die man auf diesem Bild sieht – der Kenner identifiziert allerdings auch fünf. Gehen wir es kurz durch: Hier legt offensichtlich jemand eine Verschnaufpause ein, der sich als Freiheitsstatue verkleidet und normalerweise gegen ein paar Dollar Fotos mit Touristen macht. Symbol eins ist also die Statue of Liberty selbst und Nummer zwei natürlich die Nationalflagge – auch wenn die Stars and Stripes hier ein wenig achtlos zusammengeknüllt wurden. Symbol Nummer drei ist das McDonald’s-Logo – ein American Icon der Moderne, genau wie der Ford Mustang, dessen Foto zufällig über dem Schnellrestaurant eingeblendet wurde, als ich hier fotografierte. Und Nummer fünf?