Fotografieren bedeutet auch, überall da ein Motiv zu sehen, wo andere nichts erkennen, das sich festzuhalten lohnt.Allerdings kann die Sache mit dem besonderen Blick (nach dem wir ja alle streben) auch in die Hose gehen. Woran das liegt? Dazu habe ich drei Thesen.
Ja, ich habe heute Abend natürlich den Supermond fotografiert. Aber mit einem 200-Millimeter-Objektiv ist er nicht besonders formatfüllend geworden, und weil ich diese Sache hier schon im Sommer thematisiert und demonstriert habe, nehme ich den Supermond ins Archiv (weil er so bald nicht wiederkommt, jedenfalls nicht gleichzeitig als Vollmond) und zeige stattdessen eine Supersonne. Und leiste damit Abbitte bei allen wackeren Sonnenuntergangsfotografen.
Die Älteren werden sich noch erinnern: Die Frage „Funk, Waffen, Munition?“ war für uns Westdeutsche so eine Art Dreiklang des Sozialismus, wenn wir auf der Transitautobahn nach Berlin fuhren. Nicht Glaube, Liebe, Hoffnung, nicht Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, nein, ein humorloser Grenzer (der erste in einer ganzen Reihe) interessierte sich ausschließlich dafür, ob wir die Grundausstattung des feindlichen Spions bei uns hatten. Und humorvolle Westdeutsche, die diese Frage mit einem Scherz beantworteten („Mist, hab ich doch wieder die Handgranaten zu Hause gelassen“) hatten Anspruch auf die Gastfreundschaft des Grenzregimes. Heute sind die meisten Grenzanlagen abgebaut, aber der Übergang auf der Strecke Hannover-Berlin ist als Gedenkstätte erhalten, verfällt so langsam vor sich hin, und man darf da machen, was man früher auf keinen Fall durfte.
Es ist so eine Sache mit qualmenden Fabrikschloten: Wir brauchen sie, aber keiner will sie in seiner Nähe haben. Und darüber nachdenken? Ach was, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose, und alles, was wir sonst brauchen, gibt es doch im Supermarkt. Mit dieser Haltung ist es natürlich einfach, gegen alles zu sein. Und wenn das so ist, dann kann ich auch mal dem Symbol ungebremster Luftverschmutzung etwas Ästhetisches abgewinnen.
Wegen des großen Erfolges: Schon wieder eine Sehenswürdigkeit, schon wieder ein fotografierendes Pärchen. Ja, wenn es so einfach wäre. Das Foto von gestern war Zufall, zwischen zwei Terminen bin ich am Berliner Dom vorbeigefahren und habe mir dort einfach die Zeit genommen. Heute hingegen wusste ich, dass ich am Abend in Dresden sein würde und hatte mir die Nachtaufnahme fest vorgenommen. Nur eine Sache konnte ich nicht ahnen.
Ich habe Textmarker nie gemocht, ich benutze sie auch nicht oft. Aber heute habe ich mir wenigstens die Frage gestellt, wie man eine Gruppe von ihnen als Produktfoto inszenieren könnte. Ich finde, die Antwort liegt da auf der Hand.
Es ist für mich das Spiel der Spiele, allerdings will ich hier nicht so tun, als wäre ich ein guter Schachspieler. Aber beim Aufräumen meines Büros fiel mir das wunderbare Buch „111 Gründe, Schach zu lieben“ in die Hände, und da dachte ich an eine fotografische Idee, die ich vor langer Zeit mal hatte, die aber noch auf ihre Umsetzung wartet.
Blitzen 3.0. Nach der Biene und dem Blitzgerät selbst kommt heute schon wieder ein Foto, das ohne Blitz nicht funktioniert hätte. Schuld war das trübe Wetter im Brandenburgischen und ein spezieller Auftrag, den ich heute zu erledigen hatte.
Wer mag hier hochklettern? Mir persönlich genügt das Fotografieren – zwar klettere ich gern auf Aussichtstürme aller Art, aber den Aufstieg hier überlasse ich dann doch lieber den Schornsteinfegern oder wem auch immer. Doch darum geht es hier gar nicht, sondern um einen schönen Trick in der Schwarzweiß-Bildbearbeitung.
Sommersonnenwende, längster Tag des Jahres – was konnte ich da anderes fotografieren als den Sonnenuntergang? In meinem Projekt 366 taucht dieses Motiv heute zum ersten Mal auf, obwohl es doch so beliebt ist. Ich allerdings finde Sonnenuntergänge eher gefährlich.