
Ach, immer nur Landschaftsfotos, das geht ja auch nicht. Heute ist mir ein schönes Porträt gelungen, über das ich mich besonders freue, weil die Rahmenbedingungen dafür eigentlich gar nicht gestimmt haben.
Denn dies ist, erstens, kein gestelltes Foto, auch wenn es hoffentlich ein bisschen danach aussieht. Wir sehen Allan, einen sehr kundigen Dänen, der sich am Abend als Nachtwächter verkleidet und Touristen durch Aeroeskoebing führt, die wichtigste, wenn auch nicht größte Stadt der dänischen Insel Aeroe.
Hier leben zwar nur 1200 Menschen, aber die Stadt ist fast 800 Jahre alt, steht unter Denkmalschutz, und Allan kann Geschichten erzählen, als hätten wir es mindestens mit Kopenhagen zu tun. Ganz wunderbar.
Was mich zum zweiten Hindernis für ein gutes Porträt führt: Wenn Menschen reden, sehen sie in der Hundertstelsekunde, in denen die Kamera sie erfasst, oft ziemlich unvorteilhaft aus. Da ich Allan aber nicht bremsen konnte, um ihn und die anderen ca. 20 Touristen nicht zu verärgern, musste ich sehr oft abdrücken und das Beste hoffen. Den Serienbildmodus habe ich allerdings nicht verwendet, ebenfalls mit Rücksicht auf Allan und die anderen Anwesenden.
Womit wir bei Hindernis Nummer drei wären: Allan musste allein auf dem Bild sein, allein mit der historischen Altstadt im Rücken, und da wuselten erstens immer ein paar von den anderen, nicht historisch gekleideten Menschen durchs Bild, oder es stand ein Auto herum. Das Fahrrad rechts hinter Allan stammt zwar auch nicht gerade aus dem 17. jahrundert, als die Nachtwächter hier ihre Arbeit aufnahmen, aber das lasse ich jetzt einfach mal gelten.
Insgesamt gab es nämlich nur drei Szenen, die ein Porträt ohne Ablenkung und mit ordentlichem Gesichtsausdruck hergaben. Und dies hier ist mein Lieblingsbild, weil Allan sehr natürlich wirkt, und weil die grüne Tür hinter ihm typisch für die Häuser in Aeroeskoebing ist.
In der Bildbearbeitung musste ich dann auch noch etwas tun, weil die Nachtwächterwanderung in der Abenddämmerung stattfand. Die Sonne war zwar noch nicht untergegangen, als wir begannen, aber diese Straße hier verläuft in Nord-Süd-Richtung, und das von Westen einfallende Licht erreicht den Boden nicht mehr, weil die Häuser zu lange Schatten werfen. Eigentlich nicht schlecht, im Schatten zu fotografieren, aber so richtig viel Power hat das Licht dann doch nicht mehr.
Also habe ich zunächst Allans Augen aufgehellt, die zusätzlichen Schatten von seinem Mützenschirm bekommen haben, danach bekam der ganze Mann einen Radialfilter, und alles außerhalb dieses Filters wurde abgedunkelt. Als nächstes habe ich das Bild insgesamt wieder aufgehellt und am Ende noch eine Vignette an den Bildecken eingesetzt. Ziel war, dass man die Tageszeit erkennt, dass Allan aber trotzdem lebendig und gut belichtet herüberkommt.
Hevorragendes Portait – sehr schön – dass bin ich .. 🙂 Allan
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