
Was für ein Tag! Heute habe ich mich als Autofotograf bei den 24 Tours du Pont präsentiert. Ich bezog am Morgen einen vier mal vier Meter großen Stand, über den ich zwei Wäscheleinen gespannt und daran 20 meiner besten Autofotos im A2-Format geklammert habe. Dann stand ich da mit meiner gewinnenden Art und habe einen Auftrag nach dem anderen entgegen genommen. Na ja, schön wär’s.
Die Wahrheit ist: Ich habe so ca. 15 Leute auf den Stand gelockt und ihnen meine Arbeit persönlich gezeigt. Da ist also noch reichlich Luft nach oben, aber ich hatte auch nicht so viel anderes erwartet für meinen ersten öffentlichen Auftritt überhaupt mit einem solchen Stand. Für morgen werde ich noch ein paar Sachen ändern, damit die Hemmschwelle, meinen Stand zu betreten, geringer wird. Ich lasse mich da also keineswegs von Pessimismus bremsen, sondern probiere weiter, Geschäfte zu machen mit meiner Fotografie. Spannende Sache.
Na ja, und als ich den Stand für die Nacht vorbereitet und mit einem Freund ein Feierabendbier getrunken hatte, da habe ich auf dem nun ruhigeren Gelände das letzte Tageslicht für ein paar Detailfotos genutzt. Am Ende fiel meine Entscheidung nach der Bearbeitung auf die schlichte Kühlerfigur mit der Aufschrift „Salmson“.
Der Veranstalter der 24 Tours du Pont steht auf französische Marken, und hier kann man in dieser Hinsicht Entdeckungen machen. Ich hatte jedenfalls noch nie von der Marke Salmson gehört, sie hat allerdings (laut Wikipedia) nicht lange als Autohersteller existiert: nach dem Ersten Weltkrieg ging es los, 1957 endete es wieder.
Wie das Auto, zu dem mein Foto gehört, mit vollem Namen heißt, und was es kann – diese Antwort muss ich heute mal schuldig bleiben. Ich kann lediglich über Fotografisches sprechen.
Mit Absicht habe ich die Kühlerfigur aus der Mitte herausgenommen, auch wenn bei Kühlerfiguren eine mittlere Position oft gar nicht schlecht aussieht. Diese kreisrunde Plakette mit Namenszug war mir dafür aber zu schlicht. Stattdessen habe ich versucht, die Plakette in eine Beziehung mit der anderen sichtbaren Kreisform am Auto zu setzen, nämlich mit dem Lenkrad.
Ungefähr an der Position, wo das Lenkrad aufhört (unscharf, angeschnitten und damit nicht gerade perfekt), beginnt sich die Kühlerfigur als makellose Kreisform zu zeigen, scharf und vollständig, nichts ist an ihr auszusetzen.
Optimiert habe ich dennoch etwas: Um den inhaltlichen Kontrast zwischen dem unvollkommenen und dem vollkommenen Kreis weiter zu betonen, habe ich den Hell-Dunkel-Kontrast innerhalb der Plakette mit dem Schriftzug deutlich angehoben. Satt schwarz und kein bisschen verblasst (sei es von der Zeit oder vom schwachen Abendlicht) sollte es aussehen, und damit war auch klar, dass eine Schwarzweiß-Umwandlung nicht schaden könnte.
Meine Einstellung zu Schwarzweißfotos hat sich im Lauf dieses Jahres deutlich verändert: War ich am Anfang des Projektes 366 noch der Meinung, Schwarzweiß sei nur ein Spezialeffekt und entsprechend selten einzusetzen, gehe ich nun entspannter damit um. Das Interessante ist, dass sowohl besonders schlichte als auch besonders wuselige Motive von einer Schwarzweiß-Umwandlung profitieren können.
Das muss dann allerdings auch das Kriterium sein: Wird das Motiv klarer in Schwarzweiß? Wer die Frage nicht mit „Ja“ beantworten kann, sollte es wieder in Farbe versuchen – und ist er dann immer noch unzufrieden, war es vielleicht das falsche Motiv.