
Wer kennt schon die Basilica Santa Maria Novella? Ich kannte sie bis heute Abend jedenfalls nicht, und das liegt wahrscheinlich daran, dass man es in Florenz als einfache Basilika nicht so leicht hat, denn die Konkurrenz an Sehenswürdigkeiten ist viel zu groß – Dom, Ponte Vecchio, Uffizien, die Paläste der Medici. Trotzdem werde ich Santa Maria di Novella so schnell nicht vergessen, denn als ich auf den Balkon meines Hotelzimmers trat, bot mir die gleichnamige Piazza genau den Anblick, den ich von einem Besuch in Italien erwarte. Und dann war da ja noch diese fotografische Besonderheit.
Das Bild ist um 19.06 Uhr entstanden, Sonnenuntergang in Florenz war heute um 18.39 Uhr. Wir befinden uns also in der sogenannten blauen Stunde. Das ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und dem Einsetzen der Dunkelheit, und der Himmel kann dann wirklich ziemlich blau sein.
Ich habe hier nur ganz wenig an den Sättigungsschrauben gedreht, das Foto ist selbst im eher schlappen Originalzustand einer Raw-Datei schon sehr überzeugend, zumal die Sonnenschirme des Restaurants unten rechts noch ein schönes warmes Gelb als Kontrast anzubieten haben.
Das Beste ist aber, dass die Fassade der Basilika angestrahlt wird, so dass sich eine ganz natürliche Betonung des Gebäudes ergibt. Die von mir so geschätzten Radialfilter habe ich dieses Mal jedenfalls nicht angerührt, ich habe lediglich je einen Verlaufsfilter eingesetzt, um den Himmel und die gelben Sonnenschirme etwas abzudunkeln. Zum Schluss habe ich den Zuschnitt des Bildes leicht korrigiert und das runde Fenster der Basilika exakt auf den Schnittpunkt zweier Drittellinien gesetzt – fertig.
Und dann ist noch eine kleine fotografische Sünde zu beichten: Nach dem Essen habe ich mit meiner Frau einen Spaziergang durchs nächtliche Florenz unternommen – ohne Kamera. Angesichts der unglaublichen Gebäude (siehe oben) hat mir das an der einen oder anderen Stelle schon ein bisschen weh getan.
Es war aber auch schön, so ganz ohne Pflicht und Gewicht.