
Dieses Foto ist eines meiner Lieblingsbilder der letzten Wochen – obwohl es an wenigstens zwei Stellen technische Unzulänglichkeiten hat. Aber der technische Wert ist nicht alles, wenn es um den Moment geht, und den habe ich hier (mit etwas Planung und natürlich mit Glück) exakt eingefangen.
Ich bin immer noch auf der Oldtimermesse Motor World Classics in Berlin, wir sehen hier den Besitzer des schönsten Autos der ganzen Veranstaltung auf dem Weg zur Siegerehrung. Und wenn sich in diesem Gesicht nicht eine Mischung aus Vorfreude und Stolz zeigt, dann weiß ich auch nicht.
Was ich aber wusste: Weil der Mann im Saal stand, als die Preise vergeben wurden, gab es eine gute Chance, dass sein Auto ausgezeichnet würde. Ich habe mich dann in seine Nähe gestellt, schon mal ein paar Probefotos von ihm und seinen Freunden gemacht, um das Licht zu testen, und als er dann aufgerufen wurde, bin ich rückwärts vor ihm her gegangen und habe Zeit gehabt für zwei, drei Aufnahmen.
Die Absicht war, dass wir dasselbe Gehtempo erreichen, und dass darum der Mann scharf abgebildet wird und die Umgebung in einer Mischung aus Tiefenunschärfe und Bewegungsunschärfe versinkt. Man muss dann in der Bildbearbeitung gar nicht mehr viel machen, um den Blick des Betrachters aufs Motiv zu lenken.
Wer das Foto vergrößert und genauer ansieht, wird bemerken, dass mein Modell nicht 100-prozentig scharf ist, weil das eben so eine Sache ist, mit 1/50 Sekunde zu fotografieren und dabei zu gehen. Aber obwohl ich gewöhnlich sehr auf Schärfe achte (vor allem bei fahrenden Autos), kann ich zu diesem Bild trotzdem stehen.
Erstens, weil hier richtig Bewegung drin ist. Es sieht aus, als wäre der Fotograf direkt in dem Moment hinzugekommen und hätte seine Kamera hochgerissen. Klassischer Reportagestoff, mir gefällt so etwas. Und nichts spricht dagegen, dass man so ein scheinbar spontanes Foto plant und vorbereitet.
Zweitens , weil hier der Moment einfach passt. Und ein guter Moment ist erhaben über ein Quentchen Unschärfe. Auch dass die Finger der rechten Hand leicht abgeschnitten sind, stört hier nicht wirklich, dafür ist die Szene insgesamt einfach zu gut.
Mir ist wichtig, dass Fotografen auf Qualität achten, also auch auf sorgfältige Durchführung, aber manchmal muss man auch das große Ganze sehen, nämlich die Fragen: Was zeigt ein Bild, welche Botschaft hat es, welche Gefühle transportiert es? Und wenn das alles wichtig ist und gut erkennbar noch dazu, dann wirft man ein solches Bild nicht in den digitalen Papierkorb, nur weil es ein paar technische Macken hat.
Vielleicht noch ein Wort zum Stil. Dieses Bild ist zwar nach meiner Auffassung ein Porträt, weil es einen Menschen zeigt, aber es ist weder ein gestelltes Foto noch ein Streetfoto, bei dem der Abgebildete nichts ahnt. Hier wusste der Mann, dass ich fotografiere, hat es zugelassen, aber nicht posiert. Man kann wohl Reportagefotografie dazu sagen, und das ist auch das, was ich am liebsten mache: Menschen beobachten, die nichts dagegen haben, so dass ich ganz ohne Heimlichkeit arbeiten kann.
In knapp 14 Tagen habe ich meine nächste Hochzeitsreportage und freue mich schon sehr darauf.
Die Dynamik ist schon sehr gut erkennbar und auch richtig.. aber das g-Wort schreib ich hier nicht, das ist ein anständiger Blog.
LG Klaus
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G…. G…. Guter Kommentar 😉
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