Karl Marx lebt …


U-Bahn, Berlin, U7, Karl-Marx-Straße, Neukölln, U-Bahnhof
U-Bahnhof Karl-Marx-Straße, Berlin/D                    ©Stefan Anker

… in deutschen Straßennamen weiter. Dieses Bild ist im U-Bahnhof Karl-Marx-Straße entstanden, und die ist eine der Hauptadern des Berliner Stadtteils Neukölln. Was das mit dem Bild zu tun hat? Nicht viel, ich brauchte nur eine griffige Formulierung für die Überschrift, und dasselbe Foto hätte ich so auch an den Stationen Kaiserdamm oder Viktoria-Luise-Platz machen können. Aber wenn Sie nun schon einmal hier hereingelesen haben, dann wollen Sie vielleicht auch etwas zum Thema Reserve-Motiv wissen.

Ganz ähnliche Bilder wie dieses hier habe ich dieses Jahr schon einmal gemacht, aber nicht vorgezeigt. Die Idee dazu allerdings habe ich mir auf Wiedervorlage gelegt, und jetzt konnte, nein musste ich sie nutzen. Sonst hätte ich nämlich heute kein veröffentlichungsreifes Foto schießen können, und ich will doch nicht so kurz vor Schluss die Regeln meines Projektes 366 brechen.

Schuld daran, dass ich überhaupt auf eines meiner Reserve-Motive zurückgreifen musste, war der Morgennebel in Florenz. Das Flugzeug, das mich und meine Frau um 10.20 Uhr hätte zurück nach Berlin bringen sollen, konnte wegen Nebels leider nicht in Florenz landen, sondern flog stattdessen in Pisa. Dorthin wurden wir Passagiere per Bus verfrachtet, dann gab es weitere Verzögerungen, und am Ende waren wir exakt fünf Stunden und zehn Minuten zu spät am Ziel.

Dann noch gut eineinhalb Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause, und schon musste ich wieder los, weil im Neuköllner „Heimathafen“ mein Freund und Nachbar Eric Fish ein Konzert gab, für das ich eine Karte hatte. Da im Chaos und Gewühl der Flughäfen Florenz und Pisa keine konkurrenzfähigen Fotos entstanden sind, habe ich mich an ein Reserve-Motiv erinnert und vor dem Konzert noch 20 Minuten im U-Bahnhof verbracht.

Der Plan war, durch eine lange Belichtungszeit (1/20 Sekunde) die Geschwindigkeit ein- und abfahrender U-Bahnen zu dokumentieren – und dass mir dann auch noch ein Fahrgast durchs Bild latschte, fand ich im Nachhinein gar nicht so schlecht. Der Mann sprengt ein bisschen den Bildausschnitt, aber umso beiläufiger und unabsichtlicher sieht die Szene aus.

Wichtig ist, dass man die Lichtempfindlichkeit des Sensors so erhöht (hier ISO 800), dass man eine relativ geschlossene Blende (hier Blende 9) erhält, um eine durchgehende Tiefenschärfe zu haben. Wenn man nämlich schon Bewegungsunschärfe im Bild hat, sollte alles andere knackscharf sein, sonst weiß das Auge gar nicht, woran es sich orientieren soll.

Die Schwarzweißumwandlung habe ich gewählt, weil sie zu einem solchen Streetfoto generell ganz gut passt. Und weil die U-Bahn gelb, der Kiosk grün und das Plakat ganz links rot ist – die Farbvielfalt lenkt den Blick weg von Mann, Bahn und ihrer gemeinsamen Bewegungsrichtung.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

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