
Das Leben als Vielflieger ist ja derzeit nicht so berechenbar wegen des Luxusstreiks bei der Lufthansa. Aber für meine heutige Reise nach München und zurück hatte irgendjemand in weiser Voraussicht AirBerlin gebucht, und so war ich ganz entspannt unterwegs. Und kann den ultimativen Tipp für ein Foto durch die Fensterscheibe des Flughafens geben.
Vielleicht zunächst eine andere Erklärung für die Stammgäste dieses Blogs: Sie werden sich möglicherweise fragen, warum nach dem Probeschuss von gestern heute nicht meine amtliche Nacht-Produktion vom Opel Mokka hier zu sehen ist. Weil dieses eine (wirklich ganz wunderbar gewordene) Foto im Auftrag der „Welt am Sonntag“ entstanden ist. Und bevor das Bild in der Zeitung erscheint, kann ich es nicht einfach irgendwo anders zeigen, dann werden die Kollegen in der Redaktion etwas unleidlich, und das mit Recht.
Also Flugzeug statt Auto. Natürlich ist dieses Bild aus dem Flughafengebäude heraus entstanden, und da kann man gewöhnlich kein Fenster aufmachen. Fotografiert man aber durch die großen Scheiben hindurch, hat man normalerweise Spiegelungen vom Innenraum des Terminals mit im Bild.
Es sei denn, man hat eine Gegenlichtblende am Objektiv und drückt die genau gegen die Glasscheibe. Dann wird sehr deutlich, dass es bei dieser Blende gar nicht unbedingt ums Gegenlicht, sondern vielmehr ums Streulicht geht, das vom Foto ferngehalten werden soll. Und das klappt vorzüglich, denn wenn die Blende mit der Glasscheibe bündig abschließt, können keine weiteren Lichtstrahlen von der Seite eindringen – und es klappt sogar, wenn man das Objektiv ein bisschen schräg hält, um nicht für jede Änderung des Bildausschnitts einen Schritt zur Seite machen zu müssen (das kann auch die Mitreisenden nerven).
Also: Streulicht ist blöd, das gehört ausgesperrt, und deshalb ist die Gegenlichtblende Streulichtblende ein höchst nützliches Zubehör, nicht nur für Nachtaufnahmen durch Glasscheiben.
Mit der Festigung dieser Erkenntnis bin ich dann in genau dieses Flugzeug gestiegen, habe mich auf Platz 10F gesetzt, und eine gute Stunde später saß ich im Opel Mokka und bin dahin gefahren, wo ich das nächtliche Autofoto machen wollte. Ich sagte ja gestern schon, der Platz ist sehr, sehr öffentlich – ich wollte nur nicht, dass heute Abend noch andere dort fotografieren.
Jetzt, da ich fertig bin, darf es jeder auch gern versuchen: Berlin, Straße des 17. Juni, kurz vor der Siegessäule. In der Mitte der sechsspurigen Fahrbahn ist eine Parkspur, da kann man ganz legal sein Auto hinstellen, und dann kann das sehr gut werden. Es kommt ein bisschen auf Wetter und Verkehr an – nach ca. 90 Minuten hatte ich genug (war auch kalt) und kann nur zweierlei hoffen. 1.) Die Bildbearbeitung wird das Foto richtig nach vorne bringen. 2.) Der Redaktion gefällt es.
Ich werde das Foto hier noch zeigen, aber nicht während des Projektes 366, sondern wenn ich nächstes Jahr mal etwas zur Nachtfotografie in der Stadt zu sagen habe.
Was ich jetzt schon sagen kann, denn das gilt auch für mein Flughafenbild: Man kann in der Nacht ruhig eine Stufe unterbelichten, auch zwei Stufen funktionieren manchmal noch. Warum? Weil die Kamera automatisch versucht, dunkle Szenen hell zu machen, das ist ihre Natur. Aber weil sie weiß, dass sie da etwas falsch macht, bietet sie die Funktion der Belichtungskorrektur an. Die man dann auch nutzen sollte.