Das Alltägliche im Besonderen


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Ingo Hampf, Gitarrist von Subway to Sally, beim Soundcheck, Pratteln/CH ©Stefan Anker

Kann ein Traumberuf wie Rockmusiker auch zur Routine werden? Ich will mir darüber kein abschließendes Urteil erlauben, aber wenn man eine Band wie Subway to Sally, die deutlich mehr als 1000 Auftritte hinter sich hat, nachmittags beim Soundcheck beobachtet, dann wird die Bühne nicht gerade mit Glückshormonen geflutet – sondern die sieben Musiker plus Technik-Crew machen einfach ihren Job. Ich habe mich inzwischen bei der Eisheilige-Nacht-Tournee als achte Person auf der Bühne etabliert (nur beim Soundcheck, beim Konzert muss ich nach anderen Möglichkeiten suchen) und versuche dabei, ebenfalls meinen Job zu machen. Die Frage ist: Was ist in dieser Situation der Job eines Fotografen?

Man kann ja nichts inszenieren, wenn Menschen arbeiten, und vor allem, wenn sie gerade miteinander musizieren, kann man sie nicht irgendwie hinstellen oder Regie führen. Also versuche ich, eine Art Auge zu sein und dem Betrachter der Fotos die Illusion zu geben, er sei selbst dabei gewesen. Ich bemühe mich also, Szenen festzuhalten, die zwar mit Absicht komponiert sind, aber auch irgendwie beiläufig aussehen. Ganz wichtig dabei ist: Sehr viel fotografieren und sehr selbstkritisch sein – nichts vorzeigen, was man nicht selbst für perfekt hält.

Solche Reportagefotografie funktioniert eigentlich am besten mit einem 35-Millimeter-Objektiv, weil dessen Blickwinkel in etwa dem menschlichen Sichtfeld entspricht. Aber damit müsste ich, damit die Szenen leben, doch ziemlich dicht an die Musiker heranrücken, und das gelingt nicht immer. Subway to Sally haben einen wichtigen Job zu erledigen (niemand will ein Konzert mit schlechtem Soundcheck hören), und der Fotograf darf nicht stören dabei. Der Supergau wäre: Ich stolpere über irgendetwas. Oder noch schlimmer: Jemand stolpert über mich – sooo groß sind die Bühnen nämlich auch wieder nicht.

Also nehme ich, weil ich mich an diese spezielle  Arbeit auf der Bühne auch erst herantaste, mit Vorliebe mein Super-Weitwinkel (17-40 mm), gehe damit ab und zu ziemlich dicht heran und kann dank des großen Blickwinkels noch einiges vom Rest der Bühne übersehen. Oder ich setze aus sicherer Entfernung das Tele-Zoom (70-200 Millimeter) ein, so wie auf diesem Foto hier.

Weil man durch das Teleobjektiv außer dem ins Visier genommenen Musiker wirklich nichts mehr sieht, braucht man für die Zeit, die man den Verschluss rattern lässt, einen sicheren Standort und sollte ab und zu mal die Kamera absetzen und sich neu orientieren.

Und dann sieht man auch, was ein, zwei Sekunden später passieren könnte. Hier hatte ich zunächst nur Ingo Hampf, den Subway-to-Sally-Gitarristen, fotografiert und war zunächst nicht so zufrieden, weil der Kopf des Gitarrentechnikers im Hintergrund zu dicht an Ingos Kopf dran war.

Aber dann sah ich, als ich die Kamera absetzte, dass der Sänger Eric Fish gerade vom Bühnenrand Richtung Schlagzeug unterwegs war. Also die Kamera wieder hoch, sieben Bilder pro Sekunde, viel Ausschuss, und dann war Eric genau da, wo er sein sollte – jetzt bilden drei Köpfe eine schöne Diagonale, durch die knappe Schärfesetzung ist trotzdem klar, wer hier die Hauptperson ist – und dass die Gitarre drei Hälse (und drei Köpfe) hat, schadet nun auch nicht.

Später habe ich Ingo das Bild gezeigt, um zu fragen, ob es okay ist, es hier zu veröffentlichen. Er fand sich etwas grimmig, aber ich habe gesagt, man könne es auch konzentriert nennen, und dann war es okay.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

 

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