Seit gestern sind wir unterwegs, und das erste Konzert, das die Band Subway to Sally bei ihrer „Neon“-Tour gegeben hat, war aus meiner Sicht ein voller Erfolg. Location sehr schön (Schlachthof, Wiesbaden), Publikum zahlreich und angemessen enthusiastisch, Band in sehr guter Verfassung. Als Fotograf muss ich bei der speziellen Gestaltung des Bühnenbilds meinen Platz noch finden, aber es gibt ja noch acht weitere Auftritte, das wird schon klappen. Dafür habe ich technisch etwas ausprobiert, was geradezu einem Tabubruch gleichkommt.
Kann ein Traumberuf wie Rockmusiker auch zur Routine werden? Ich will mir darüber kein abschließendes Urteil erlauben, aber wenn man eine Band wie Subway to Sally, die deutlich mehr als 1000 Auftritte hinter sich hat, nachmittags beim Soundcheck beobachtet, dann wird die Bühne nicht gerade mit Glückshormonen geflutet – sondern die sieben Musiker plus Technik-Crew machen einfach ihren Job. Ich habe mich inzwischen bei der Eisheilige-Nacht-Tournee als achte Person auf der Bühne etabliert (nur beim Soundcheck, beim Konzert muss ich nach anderen Möglichkeiten suchen) und versuche dabei, ebenfalls meinen Job zu machen. Die Frage ist: Was ist in dieser Situation der Job eines Fotografen?
Ich bin zurück bei den Eisheiligen Nächten, der Jahresendtournee, die von Subway to Sally veranstaltet wird. Heute ist bei mir aber ausnahmsweise mal kein Bild von Subway to Sally zu sehen, schließlich treten noch drei andere Bands auf. Eine davon ist Lord of the Lost, deren nagelneuen Gitarristen Pi wir hier bei der Arbeit sehen. Wenn ich ehrlich bin, wirkt keiner der fünf Jungs auf der Bühne so, als wollte man einen Gebrauchtwagen von ihnen kaufen. Ungeschminkt kommen sie allerdings weniger böse rüber, sondern sind im Gegenteil sehr nett.
Von der nächsten Woche an (ab 26.12.) werden sie mich auch in ihrem Tourbus mitnehmen, der dann immer nachts von Ort zu Ort fährt: Bochum – Würzburg – Bielefeld – Bremen – Potsdam. Man kann sicher hoffen, in meinem Blog auch weiterhin immer mal ein Foto von der Tour zu sehen (mehr Bilder gibt es sehr viel später, das Ganze ist eher ein Langzeitprojekt zum Thema Rockmusik, mehr will ich noch nicht sagen), aber man kann natürlich auch selbst vorbeischauen.
Wer es etwas lauter und etwas härter mag, kommt ziemlich gut auf seine Kosten. Ich trage inzwischen Gehörschutz, aber ich bin ja nicht nur zum Vergnügen hier.
Sondern zwischendurch brauche ich auch immer mal etwas Zeit zum Datensichern, weil viel Material zusammenkommt. Rund 3000 Bilder pro Tag sind es, weil ich fast alles mit Dauerfeuer fotografiere. Anders geht es nicht, denn die meisten Rockmusiker sind nun mal ständig in Bewegung. Ein Volltreffer wie dieses Foto hier ist mit einfacher Auslösung zwar nicht unmöglich, aber es dauert viel länger, bis es soweit ist, und so viel Zeit hat man nicht.
Pi habe ich ganz klassisch aus dem Graben vor der Bühne erwischt, wo sich alle Fotografen nur für die Dauer von drei Liedern aufhalten dürfen. Das Gesicht des Gitarristen ist unten schwarz und oben weiß geschminkt, und das linke Auge passt perfekt. Ich habe es natürlich später noch etwas stärker betont, aufgehellt und das Blau der Scheinwerfer satter und kontrastreicher gemacht.
Ein echtes Foto des Tages, wie ich finde. Morgen geht es nach Basel (Pratteln, um genau zu sein), dann ist Weihnachten, und dann freue ich mich schon auf die kommende Woche mit fünf Konzertabenden hintereinander von Montag bis Freitag.