„O sole mio“ war es nicht gerade, aber die Gondoliere singen tatsächlich italienische Weisen, wenn sie mit ihren Gästen mitten durchs Hotel „Venetian“ fahren (mit Elektroantrieb übrigens, die Stangen sind nur zum Steuern). Ich befinde mich also immer noch in Las Vegas, aber morgen bin ich wieder zu Hause, dann gibt’s hier vielleicht wieder Bodenständiges aus Brandenburg zu sehen. Am dritten Las-Vegas-Abend wollte ich unbedingt Innenaufnahmen von einem Casino machen, vorzugsweise Slot Machines oder Leute beim Roulettespielen. Aber als ich mich gerade mit den einarmigen Banditen warmgeschossen hatte, kam die Security und erklärte mir in dieser verhandlungsresistenten amerikanischen Höflichkeit, dass meine Aktivitäten nicht geschätzt würden.
Also erinnerte ich mich an den künstlichen Canal Grande und erwischte gerade noch eine besetzte Gondel, ehe die Fahrer Feierabend machten.
Dieses Foto könnte man in die Kategorie Street Photography einordnen, weil ich die Leute einfach so in ihrem Tun abgeschossen und für die Veröffentlichung weder vorher noch hinterher um Erlaubnis gebeten habe. Dazu sagen die einen, das sei okay, da es Kunst sei und zudem eine Dokumentation unseres Alltags für spätere Generationen. Die anderen nehmen den Standpunkt der Abgebildeten ein und ärgern sich über die Missachtung des Rechtes an deren eigenem Bild.
Ich bin kein großer Street-Fotograf, aber ich denke, dass man die Sache in diesem Fall hier nicht allzu hoch hängen sollte: Der Gondoliere wird täglich zigfach fotografiert, das gehört gewissermaßen zum Job. Die Frau mit dem Handy ist nicht erkennbar, und wenn das Gondel fahrende Paar das Bild hier sieht, dann würde ich sagen: Sie werden nicht meckern, weil sie es mögen – und sie bekommen natürlich jederzeit die hochaufgelöste Datei von mir zugeschickt. Einen schönen Ausdruck lege ich auch noch drauf.
Und falls sich jemand wundert, warum dieses Foto nicht so knackig ist, wie ich es sonst gern habe: Das künstliche Venedig zeigt sich zumindest gegen Abend in einer Art Dämmerlicht. Hinter den künstlichen Hausfassaden sind Leuchten angebracht, die auf die himmelblau gestrichene und mit hingetupften Wolken versehene Decke strahlen – hier gibt es also gedämpftes indirektes Licht, das die ganze Szenerie ziemlich kontrastarm und auch recht dunkel macht.
To the couple in the boat: I hope you don’t mind that I took your picture and published it on my website. „Projekt 366“ is a private, non-commercial photo-work: I committed myself to upload a nice picture every day in 2016. If you sent me an e-mail, I’d be glad to provide you with the hi-res jpg-file. And of course you get a fine-art print for free as well.