Ein einzelnes Windrad wirkt oft sympathisch, so alternativ und sauber. Viele Windräder in einem ganzen Windpark dagegen werden mancherorts auch als Bedrohung wahrgenommen. Dann steht nicht der abgasfrei erzeugte Strom im Vordergrund, sondern es geht um Lärmbelästigung, Gesundheitsgefahren durch nicht hörbaren Infraschall, Abholzung von Waldflächen für die Windmasten und ganz allgemein um die „Verspargelung“ der Landschaft. Dieses Foto soll nichts zur Debatte beitragen, es zeigt nur das Windkraftwerk, wie es ist. Jeder Betrachter möge selbst entscheiden, ob er es als Aufbruchssignal empfindet oder als Endzeitsymbol.
Das matte Licht rührt vom Zeitpunkt der Aufnahme her: Es ist heute halt der 16. Januar, außerdem war es bewölkt, und ich habe die Stunde vor Sonnenuntergang für meinen Spaziergang gewählt. Da kann man strahlende Farben nicht erwarten, aber ich finde, diese Licht- und Farbgebung unterstützt auch die beabsichtigte Nicht-Aussage des Bildes. Hier ist das Windrad weder als Unglücksbote inszeniert noch als Menschheitsretter.
Darum habe ich auch eine ganz strenge Gestaltung gewählt – ein Rotorblatt zeigt exakt nach oben, der Mast steht genau in der Bildmitte, und die Nabe liegt auf der oberen Drittellinie, während der Horizont die untere Drittellinie bildet. Neutraler konnte ich als Fotograf nicht sein, trotzdem hat das Bild für mich eine Wirkung – keine politische, sondern eine ästhetische.