The Race is on


Daytona 2016-875Ich habe in den letzten Tagen so viel vom 24-Stunden-Rennen in Daytona erzählt, dann muss jetzt endlich auch mal ein entsprechendes Actionfoto her. Dieses Bild ist nicht unbedingt das originellste Motiv aus Daytona, weil viele Fotografen eine nächtliche Rennszene  vor dem Riesenrad versuchen. Aber ich würde mal ganz unbescheiden sagen, dass mein Foto hier in Sachen Qualität, Bildaufbau und Sportfaktor kaum einen Vergleich scheuen muss. Gerne nehme ich natürlich Hinweise auf noch heißere Nachtszenen entgegen. Und jetzt kommen noch zwei Anmerkungen für alle, die zu diesem Foto etwas mehr wissen wollen.

1.) Wer sich fragt, was er da sieht: Die Startnummer 23 ist hoffentlich leicht zu erkennen – Porsche 911, in diesem Fall die nagelneue Motorsportvariante GT3 R, mit der einige Teams in der GTD-Klasse antraten (steht für GT Daytona, nicht etwa „Großer Turbodiesel“ oder so). Das Auto mit der Nummer 23 liegt hier noch auf Platz sechs seiner Kategorie, am Ende kam Rang neun heraus. Im Moment der Aufnahme befinden sich beide Autos in der Anbremszone der Horseshoe-Kurve (Hufeisenkurve, 180-Grad-Kehre), und der Porsche wird gerade innen überholt vom Siebtplatzierten der besonders leistungsstarken Prototypenklasse, einem Ford EcoBoost Riley DP – das ist mehr etwas für Experten. Insgesamt sind hier 54 Autos in vier Leistungsstufen am Start gewesen, was die Sache ziemlich kurzweilig gemacht hat. War ich 24 Stunden wach? Nein. Aber ich bin um vier Uhr aufgestanden, um dieses Foto zu machen.

2.) Wer sich fragt, wie man so ein Foto macht: Es erfordert Glück, Geschick und Geduld. Ich habe etwa zwei Stunden an verschiedenen Punkten der Horseshoekurve zugebracht und zwei Speicherkarten à 32 Gigabyte mit Raw-Daten gefüllt, insgesamt waren das 2767 Fotos. Meine Ausbeute an brauchbaren Bildern waren 238 Stück, richtig gut wie dieses sind vielleicht 20. Die hohe Ausschussrate liegt vor allem daran, dass sich die Autos a) sehr schnell und b) nicht gleichmäßig bewegen: Schließlich bremsen sie hier die Kurve an, und am anderen Ende des Hufeisens beschleunigen sie wieder heraus. Da ist die Mitziehbewegung der Kamera während des Auslösens sehr viel schwieriger mit der Geschwindigkeit der Autos in Einklang zu bringen, als wenn sie mit gleichbleibendem Tempo fahren.

Hinzu kommt, dass die Wagen hier in eine Rechtskurve einschwenken, während ich die Kamera von rechts nach links bewege und dabei notwendigerweise eine Linkskurve beschreibe. Kamera und Auto driften also auseinander, und weil ich wegen der Dunkelheit mit weit offener Blende fotografiere, gibt es auch nicht viel Tiefenschärfe, die mir hier helfen würde.

Gut ist, dass meine Kamera zehn Bilder pro Sekunde macht, da hat man größere Chancen auf einen Treffer, muss aber am Ende auch mehr Material durchsehen. Glücksache ist, an welcher Position im Bild die Schärfe genau sitzt – ich habe mehrere Bilder, auf denen die Autos top aussehen, aber nicht so schön mit dem Riesenrad zusammenspielen wie hier. Dafür ist dann halt Geduld nötig.

Die fotografische Technik beim Mitziehen geht ansonsten so: Belichtungszeit eher lang als kurz wählen, ich nehme in der Regel den Kehrwert der Geschwindigkeit. Wenn ich also jemanden für ein Foto schön gleichmäßig fahren lasse, bitte ich ihn, konstant 50 km/h zu halten und fotografiere dann mit 1/50 Sekunde. Hier in Daytona habe ich das Tempo nur schätzen können und teils mit 1/160 und 1/125 gearbeitet.

Wichtig ist jedenfalls, dass die Autos scharf werden, der Hintergrund aber verwischt zu sehen ist, und dass die Räder nicht stillstehen (sie hätten sich hier noch ein bisschen mehr drehen können, aber es geht gerade so, denke ich).

Manche Fotografen haben neben mir gestanden und geblitzt. Sie waren dann schnell fertig, weil sie auf diese Weise tatsächlich ein scharfes Auto und einen verwischten Hintergrund bekommen haben – leider friert aber der Blitz, der nur für 1/1000 Sekunde zündet, nicht nur die Autos ein, sondern auch die Felgen. Und so gibt es ein optisches Missverhältnis aus bewegtem Hintergrund und scheinbar stehendem Auto. Nicht gut.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

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