
Mal ganz unter uns: Zum Autobauen braucht man Strom, selbst wenn es nicht um Elektroautos geht. Und wenn man viele Autos baut, dann hilft es, wenn man sich den Strom selbst produziert. Auf dem Werksgelände von VW stehen gleich zwei Heizkraftwerke, sie tragen die poetischen Namen „West“ und „Nord/Süd“, und das mit dem Doppelnamen hat sich zu einem Wahrzeichen Wolfsburgs entwickelt. Seine 125 Meter hohen Schornsteine sind weithin sichtbar, und sie eignen sich natürlich auch zum Fotografieren und für ein paar Tricks mit der Bildbearbeitung.
Blaue Stunde, so nennt man die kurze Zeitspanne zwischen Sonnenuntergang und dem Einbruch der Dunkelheit, aber dieses Foto ist eine gute halbe Stunde vor dem Sonnenuntergang entstanden. Der Himmel war grau mit wenigen Blau-Elementen, aber mithilfe einer deutlichen Unterbelichtung (drei Stufen) konnte ich das Blau schon mal verstärken.
Der Rest war Bildbearbeitung, also das weitere Absenken der Belichtung, so dass das Kraftwerk nur noch ein Schattenriss war, und das gleichzeitige Regulieren des Blautons: Farbwert, Helligkeit und Sättigung, ich habe da ziemlich lange an den Reglern geschraubt. Warum? Ich finde Blau sehr herausfordernd, weil es ganz schnell ins Grünliche oder ins Lilafarbene kippen kann, und dann sieht es sehr seltsam aus.
Den eigentlichen Kick an dem Bild gibt das VW-Logo (acht Meter im Durchmesser), das zwar beleuchtet ist, aber die Leuchtröhren innen drin wollten nicht zu meiner Belichtungszeit (1/1000 Sekunde bei ISO 400 und Blende 6.3) passen. Das Logo sieht in der Originaldatei grau-weiß gescheckt aus, und darum habe ich einen Radialfilter exakt drum herum gelegt und damit das Logo gnadenlos aufgehellt (Belichtungs- und Lichter-Regler), bis ich die Helligkeitsunterschiede im V und im W einfach weggebügelt hatte.
So sieht das Logo jetzt vielleicht ein bisschen offensiv aus, aber meine Güter: Es ist ein Logo und dafür geschaffen worden, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Also habe ich alle Bedenken beiseite geschoben und es so hell gelassen – was den zusätzlichen Vorteil bietet, dass man auch noch die VW-blaue Hintergrundfläche erkennen kann.
Ich mag das Bild, und weil es in Wolfsburg so kalt war, hatte ich das Gefühl, ich würde ewig daran arbeiten. Ich musste nämlich nicht nur ein paar Belichtungskorrekturen probieren, sondern wollte auch noch das Logo in die untere linke Ecke und und die vordere Schornsteinspitze gegenüber, also in der oberen rechten Ecke platzieren – ohne nachträglich noch beschneiden oder drehen zu müssen.
Das ist einigermaßen gelungen, und es hat am Ende doch nicht so lange gedauert – lauf den Bild-Daten nur fünf Minuten. Was mal wieder für die alte These spricht: Wer sich fünf Minuten Mühe gibt statt nur eine, erhält ab und zu genau das Bild, das er wollte.