
Wie in fast jedem Jahr war mein erster Advent so unbesinnlich, wie es nur ging. Den ganzen Tag habe ich in der Redaktion an der nächsten Ausgabe der „PS Welt“ mitgearbeitet, die am kommenden Sonntag als Beilage zur „Welt am Sonntag“ erscheint und heute Schlusstag hatte. Wie soll man da in Weihnachtsstimmung kommen? Aber ich hatte mir fest vorgenommen, wenigstens mit meinem Bild des Tages voll in die Klischeekiste zu greifen. Natürlich mit Rot-Rot-Grün.
Rot sind unsere Adventskerzen, immer sind sie rot, ich finde das schön, aber Abweichungen davon werden auch nicht geduldet (der Baum trägt ebenfalls immer nur rote Kugeln, meine Frau ist da streng). Natürlich stecken die roten Kerzen in grünen Tannenzweigen, und den Hintergrund des Fotos bildet eine rote Bastelpappe.
Lichttechnisch ist das Ganze eine Variante meines Standard-Setups für Makroaufnahmen im Haushalt: Es steht ein Blitz neben dem linken Bildrand und feuert an die Decke. Im Unterschied zu sonst habe ich die Belichtungseinstellungen der Kamera aber nicht so gesetzt, dass das Foto ohne Blitz komplett schwarz wäre. Dann wäre nämlich die typische Kerzenlichtstimmung verschwunden.
ISO 400, 1/160 Sekunde und Blende 2.8 ergeben hier aber eine gute Abbildung der brennenden Kerze bei gleichzeitigem Eliminieren der Küchenbeleuchtung (ich arbeite ja nicht im Dunkeln). Der von der Decke reflektierte Blitz, der auch nur mit allerkleinster Leistung arbeitet, verhindert dann noch, dass die drei übrigen Kerzen im Dunkeln verschwinden. Außerdem setzt das Blitzlicht ein paar Reflexe in den glänzenden Schmuckstücken um die Kerzen herum.
Möglicherweise hätte ich das jetzt auch mit einem Blitz im TTL-Modus erreichen können, denn das Erhalten der originalen Lichtstimmung ist ja das Wesen der TTL-Technik. Aber ich bin so daran gewöhnt, mit den manuellen China-Blitzen umzugehen, dass ich an TTL erst jetzt einen Gedanken verschwende.
Zu spät, die Kerze ist schon wieder ausgepustet.
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