Dann und wann habe ich hier schon von missglückten Fotos berichten müssen. Und ausgerechnet am Nikolaustag ist es wieder soweit. Schuld ist natürlich immer der Fotograf, und der schildert hier ausnahmsweise ganz detailliert sein Problem – vielleicht hat ja jemand eine Idee fürs nächste Mal.
Heute habe ich ein Machtwort gesprochen. Meine Frau hängt sehr an einem sehr alten Schwippbogen, der allerdings den Nachteil hat, pro Adventszeit mehrere recht teure Glühlampen zu zerstören und andere schwarz anlaufen zu lassen. Mit war das Ding schon lange nicht geheuer, und heute Morgen bekam meine Frau dann einen elektrischen Schlag. Gottlob nicht gefährlich und nicht schlimm – aber ich habe die Höllenmaschine abgeräumt und verfügt, nächste Woche auf dem Weihnachtsmarkt einen neuen Bogen zu kaufen. Dabei hatte ich längst für Ersatz gesorgt, schon vor Jahren. Aber meinen Kleinst-Schwippbogen (ca. 20 cm breit) findet sie irgendwie zu steril, weil LED-beleuchtet und computergesägt. Immerhin, er darf im Wohnzimmer stehen, und also habe ich heute mal versucht, ihn etwas gemütlicher aussehen zu lassen. Wobei ich mich von einem bestimmten Bildbearbeitungs-Trick schnell wieder verabschieden musste.
Wie in fast jedem Jahr war mein erster Advent so unbesinnlich, wie es nur ging. Den ganzen Tag habe ich in der Redaktion an der nächsten Ausgabe der „PS Welt“ mitgearbeitet, die am kommenden Sonntag als Beilage zur „Welt am Sonntag“ erscheint und heute Schlusstag hatte. Wie soll man da in Weihnachtsstimmung kommen? Aber ich hatte mir fest vorgenommen, wenigstens mit meinem Bild des Tages voll in die Klischeekiste zu greifen. Natürlich mit Rot-Rot-Grün.
Heute ist es passiert, das Schlimmste nämlich, was einem Kreativen passieren kann: Mir ist nichts eingefallen. Niente, nothing, nada. Dass hier trotzdem ein Foto zu sehen ist, liegt nur daran, dass ich meine eigene Ideenlosigkeit ausbeuten musste – wie man sieht, sehr spät, genau 80 Minuten vor Ablauf der Frist. Kein Ruhmesblatt, zumal ich mich fast ausschließlich auf die Kamera- und Computertechnik verlassen habe.
Von einer Premiere muss ich berichten: Ich habe heute, nach unzähligen Jahren des Fotografierens, zum ersten Mal eine Doppelbelichtung angefertigt. Man glaubt es kaum, weil dieser Effekt, dass man aus zwei Bildern eines machen kann, doch sogar bei Smartphones zum Standard gehört, oder? Jedenfalls kann das so ziemlich jede richtige Kamera, und ich habe es nie probiert. Warum nicht? Ich bin wohl zu konservativ. Warum dann gerade heute? Hm, das mag ich kaum sagen.
Es gibt so Tage in meinem Projekt 366, da habe ich eigentlich gar keine Zeit, ein Foto zu machen. Der Leser erkennt diese Tage daran, dass ich mit der Kamera in den Garten gehe oder eine Makroaufnahme im Haus mache. Nichts gegen Garten- oder Makrofotos, aber mir wäre wohler, wenn ich jeden Tag eine eigene, originelle Idee hätte, ohne auf diese Reserve-Sujets zurückgreifen zu müssen. Heute immerhin konnte ich mein Makro mit einem kleinen Licht-Experiment anreichern, denn ich habe neulich David Hobby kennen gelernt, und das war schon so eine kleine Erleuchtung.
Man sagt ja, dass der Herbst die schönste Jahreszeit zum Fotografieren sei. Ich wäre da vorsichtig, denn zwar sind die Blätter schön bunt, aber oft ist das Wetter dazu trüb und grau, so wie heute bei uns. Zum Glück gibt es noch die Bildbearbeitung.
Ich gebe es zu: In letzter Zeit habe ich mich für Briefmarken interessiert. Wahrscheinlich werde ich alt, denn auch der Grund für dieses Interesse hat mit meinem Status als Mitglied der Generation 50 plus zu tun: Seit einiger Zeit gibt es Marken, die klassische deutsche Autos zeigen, so wie den 1969er Ford Capri auf diesem Foto. Und da Autos ja einen roten Faden in meinem Leben bilden, habe ich mir diese Marken mal genauer angesehen, nicht nur mit dem Makro-Objektiv.
Ich muss noch einmal über Technik sprechen, und ja, Anlass ist wieder die neue Kamera, die ich heute abgeholt habe. Zum ersten Mal überhaupt bin ich beim Fotohändler mit Handschlag begrüßt und verabschiedet worden, das Teil war also teuer. Aber wie es aussieht, ist es sein Geld auch wert, und als erstes Indiz dafür steht der hier abgebildete Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung. Er sieht eigentlich ganz normal aus, eine Makroaufnahme mit sanft verlaufender Unschärfe, die die Schriftzeile, auf die es ankommt, sauber hervorhebt. Man ahnt nur nicht, unter welchen Bedingungen diese Aufnahme entstanden ist.
Kalt und klamm war es heute kurz vor Sonnenuntergang im Garten, aber immer noch wehrt sich der Sommer gegen sein Verschwinden. Die Sonne scheint, so gut sie kann, und die Bienen tun ihre Arbeit in schon ganz leicht heruntergerockten Blüten. Was vielleicht etwas anders war als sonst: Sie kamen in geringerer Zahl, und sie wirkten träger, was die Arbeit mit der Kamera leichter machte. Trotzdem war dieses Foto zum Zeitpunkt der Aufnahme längst nicht fertig.