
Neulich hatte ich „Deutscher geht’s nicht“ über ein Foto geschrieben, und heute muss ich zugeben: Doch, es geht. Gegen Mittag kam ich von einem Fototermin im Haus der Bundespressekonferenz (interessant, da war ich noch nie, ich mache ja keine Politikgeschichten), und es war noch Zeit für einen kleinen Gang durchs Regierungsviertel. Und plötzlich war die Mittagssonne, die wir Fotografen doch alle so ablehnen, meine allerbeste Freundin.
Hoch hatte sie sich über den Reichstag erhoben, und sie leuchtete mit all ihrer Kraft durch den Stoff der deutschen Nationalflagge hindurch, die oben auf dem Gebäude im Westwind wehte. Was für ein Motiv: Wenn ich die Kamera direkt in das Licht halten würde, müsste der Reichstag in Richtung Schattenriss gehen, während Schwarz-Rot-Gold gut sichtbar bleiben sollte, dachte ich mir.
Und genau so war es. Ich habe diesen Gegensatz zwischen korrekt belichteter Flagge und unterbelichtetem Gebäude in der Bildbearbeitung noch etwas mehr hervorgehoben, aber im Grunde konnte ich die zwei Effekte direkter Sonneneinstrahlung auch im Originalfoto gleichzeitig sehen.
Und die Moral von der Geschicht‘: So schlimm ist die Sonne nicht.