
Ich bin eigentlich gar nicht so der depressive Typ. Aber jetzt so gegen Ende meines Projektes 366 ziehen mich die düsteren Motive etwas mehr an als sonst. Vielleicht liegt es heute auch daran, dass ich gestern eine Hochzeit fotografiert habe, und dass immer am Tag danach nicht allzu viel mir mir los ist. Hochzeiten zu fotografieren ist eine sehr angenehme und gleichzeitig sehr anstrengende Art, sein Geld zu verdienen, darum bin ich am nächsten Tag immer etwas groggy und arbeite in der Regel auch nicht. Mir ist es ein Rätsel, wie manche Fotografen Hochzeiten am Freitag und am Sonnabend anehmen können, ich kann es jedenfalls auf keinen Fall. Aber eigentlich wollte ich ja etwas zu dem unheimlichen Haus am See erzählen.
Das steht schon länger da, als wir hier wohnen, also mehr als 22 Jahre, und ich weiß immer noch nicht so recht, was es genau ist. Soweit ich weiß, steht es auf abgezäuntem Privatgelände, man kann da nicht einfach mal gucken gehen. Jedenfalls ist es der Beweis, dass sich die Anrainer des Flüsschens Dahme nicht vor Hochwasser zu fürchten brauchen, denn dieses Haus steht direkt am Ufer, ziemlich exakt auf Höhe des Wasserspiegels (vielleicht 20 Zentimeter höher), und es ist noch immer trocken.
Den etwas unheimlichen Eindruck dieses Bildes ruft eine absichtliche Unterbelichtung hervor. Ich habe die Belichtungskorrektur der Kamera um knapp zwei Blendenstufen nach links geregelt, was sie irgendwie dazu veranlasst hat, nur noch die weißen Türen und Fenster sowie die weiße Rinde der Birke rechts korrekt abzubilden.
Diesen Kontrast zwischen hell und dunkel habe ich in der Bildbearbeitung noch verstärkt. Also helle Mitteltöne nach oben, dunkle Mitteltöne leicht nach unten, Tiefen etwas stärker nach unten. Diese Maßnahme hat auch die Reflektionen auf der Wasseroberfläche stark aufgehellt. Damit sie nicht den Blick vom Haus ablenken, habe ich sie mithilfe eines Verlaufsfilters wieder etwas abgedunkelt.
Das war’s im Wesentlichen, man glaubt jetzt kaum, dass dieses Bild um kurz nach 13 Uhr aufgenommen wurde, aber genau so war es.
Winterblues halt, so wie fast den ganzen Dezember schon (vor allem hier). Ich hoffe, es kommt noch mal ein Bild, über das man „Oh, du fröhliche“ schreiben kann.