
Gut, das Wort Porträt führt hier vielleicht ein wenig in die Irre. Allerdings: Meinen kurzen nächtlichen Rundgang durch New York habe ich mit einer 50-Millimeter-Festbrennweite unternommen, montiert auf eine Kamera mit kleinerem APS-C-Sensor. Und das bedeutet natürlich etwas für die Fotos.
Der Bildausschnitt ist nämlich nun derselbe wie bei einem 80-Millimeter-Objektiv an einer Vollformatkamera, und so komme ich der klassischen Porträtbrennweite von 85 Millimetern ja doch sehr nahe. Wenn auch der typische Stauch-Effekt des leichten Teleobjektivs fehlt, denn die optischen Eigenschaften einer 50-Millimeter-Linse ändern sich ja nicht, nur weil man sie vor einem kleineren Sensor einsetzt.
Es verändern sich aber die Motive in den Häuserschluchten, wenn man weder zoomen noch einen Weitwinkel nutzen kann. Nach kurzer Umgewöhnung ist es natürlich trotzdem sinnvoll zu fotografieren, und als ich an der Kreuzung Park Avenue und 34. Straße freien Blick aufs Empire State Building hatte (das steht dann zwei Avenues weiter westlich), habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, eine Art Porträt dieses berühmten Hauses zu machen. Der beste Standort mitten auf der 34. Straße stand wegen des Verkehrs nicht zur Verfügung, von den Bürgersteigen aus waren meist Bäume und Äste im Weg, aber irgendwann habe ich dann diese Position mit den Verkehrsschildern gefunden.
Im Original ist das Bild natürlich in Farbe. Aber die Schilder sind rot, und egal, was die Bildbearbeitung in Sachen Kontrast, Sättigung, Abdunklung auch hergibt: Rot zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Doch mein Motiv sind nicht die Schilder, sondern es ist das legendäre Hochhaus, daher war die Umwandlung in Schwarzweiß nötig. Und ja: Zwischen Schildern und Empire State Building stehen weitere Häuser, und es waren auch drei Zimmer erleuchtet. Die habe ich aus Gründen der Konzentration aufs Motiv weggestempelt. Ich weiß, dass das nicht jeder gutheißt, aber ich verweise auf mein Bild vom 1. März, unter dem ich etwas sage über den Unterschied zwischen Fotografieren und Bildermachen.