
Wäre die Welt besser, wenn jeder immer überall willkommen wäre? Vielleicht ist das die Frage, die hinter dem politischen Streit um die Flüchtlingskrise steckt. Was mich daran am meisten stört, sind die Antworten.
Immer herein mit allen, rufen die einen. Und die anderen pöbeln gegen Ausländer, nur weil sie Ausländer sind, manche schrecken sogar vor tätlichen Angriffen nicht zurück. Beide Lager liegen falsch: Während Gewalttäter und -redner ihren moralischen Kompass verloren haben, scheinen mir die, die glauben, dass Deutschland jährlich eine Million Zuzügler aus der islamischen Kultur integrieren könne, politisch naiv zu sein.
Das Wesen unserer Demokratie ist eigentlich immer die Suche nach dem Kompromiss gewesen, nach einer Einigung, mit der beide Seiten leben können. „Durchregieren“, wie Angela Merkel es einmal genannt hat (lange her), geht eigentlich nicht, weil immer irgendwelche Landesregierungen nicht so ticken wie die Bundesregierung, und weil es unzählige Interessengruppen gibt, die sich auch lautstark zu Wort melden, wenn ihnen etwas nicht passt.
Dieses Hin und Her der Argumente, der konstruktive Streit, scheint heute nicht mehr en vogue zu sein. Viele Menschen sehnen sich offenbar nach Politikern, die auf den Tisch hauen und Entscheidungen treffen. Basta. Es ist nach heutigem Stand nicht unmöglich, dass wir uns so etwas bald in den USA ansehen können, und so enervierend ich manchen politischen Streit auch finde: Davor graut mir richtig.
Es ist eine Errungenschaft der Zivilisation, miteinander im Gespräch zu sein und um die beste Lösung zu ringen. Oder sieht keiner, wie ungemütlich es in den Ländern zugeht, wo das nicht so ist? Man braucht dafür gar nicht nach Nordkorea zu schauen, Russland reicht schon. Oder Erdogans Türkei.
Mir sind alle verdächtig, die sofort eine Lösung haben und sie durchsetzen wollen um jeden Preis. Das kann man vielleicht in Firmen so machen („Los, Meier, programmieren Sie was Neues für die Abgasmessungen!“), aber ganze Staaten sind komplexer als Konzerne, selbst als Volkswagen.
Deswegen würde ich gern mal eine politische Stimme hören, die das Flüchtlingsthema als politische und organisatorische Herausforderung begreift. Und die nach außen wie nach innen zwei Dinge ganz klar sagt (und es auch so meint und danach handelt): Wir helfen nicht jedem, nur weil er arm ist. Aber wir weisen auch keinen ab, der in der Heimat um sein Leben laufen muss.
Diese Sätze habe ich natürlich schon mal gehört, ich habe sie bestimmt nicht erfunden. Ich weiß nur gerade nicht, welcher politischen Partei ich sie zuordnen sollte.
Und kommt mir jetzt bitte nicht mit der AfD.
Okay, das war bis hierhin nicht sehr fotografisch, daher noch einmal in Kürze: Makroaufnahme vom Stativ in dunklem Raum mit fünf Sekunden Belichtungszeit bei ca. zwei Sekunden dauernder Beleuchtung per LED-Taschenlampe. Vorher hatte ich es mit indirektem Blitz (an die Decke) versucht, aber da spiegelte sich zu viel der Zimmereinrichtung in der grünen Figur. Die LED-Lampe erzeugte nur drei, vier kleine Reflektionen, die ich später in der Bildbearbeitung weggestempelt habe.
Die Willkommenskultur ist auch nicht ganz in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wie Dein Foto sehr schön zeigt. Klasse Idee für ein schwieriges Thema. Ich finde es toll zu sehen wie sich Grenzen eines eigentlich Fotoprojekts fliesend erweitern. Das gibt so einem Projekt noch mehr Lebendigkeit. Und das ist für mein Dafürhalten das Wesen eines Blogs.
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Danke, Klaus. Wenn ich ehrlich bin, ist mir der Text erst nach dem Fotografieren eingefallen. Eigentlich sollte das Bild nur eine Porträt-Variante mit dem Makroobjektiv sein, aber dann hat sich das Thema irgendwie verselbstständigt.
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