
Ich habe schon vieles gesehen, was vier Räder und einen Motor hat, aber das doppelsitzige Kart ist bisher an mir vorbeigegangen. Kaum hatte ich es entdeckt, habe ich alle anderen Karts ignoriert und versucht, für Vater und Sohn einen Volltreffer zu landen. Als das gelang, war nur noch eine Aufgabe zu erledigen.
Es gibt viele Unterschiede zwischen Menschen und Sachen, einer davon ist das Recht am eigenen Bild. Sachen haben keins, deswegen darf man sie fotografieren und die Bilder veröffentlichen, das gilt im übrigen auch für Autos mit erkennbaren Nummernschildern. Solange man nicht den Privatwagen der Bundeskanzlerin mit knackscharfem Kennzeichen abbildet und dann auch noch herausposaunt, wessen Wagen das ist, ist das alles kein Problem.
Menschen aber haben ein Persönlichkeitsrecht, daher muss man sie fragen, bevor man Bilder von ihnen veröffentlicht. Darum bin ich, als das kleine Kartrennen beendet war, zu Vater und Sohn gegangen und habe gefragt. Man könnte einwenden, dass die beiden hier unter den Helmen gar nicht erkennbar seien, insofern sei meine Anfrage überflüssig gewesen.
Das stimmt aber nur halb. Denn als ich fragte, wusste ich noch nicht, welches Foto ich aussuchen würde. Und es sind auch Bilder dabei, auf denen man Fahrer und/oder Beifahrer in die Augen sehen kann. Bei Kindern bin ich sowieso doppelt vorsichtig, da muss man wirklich immer die Eltern fragen (normalerweise sogar beide), sonst kann es ziemlich großen Ärger geben, sogar berechtigten.
Und wenn wir schon dabei sind: Ja, man sollte sich die Einwilligung schriftlich geben lassen, eigentlich. Aber es stelle sich bitte jeder einmal vor, ein Fotograf komme auf ihn zu mit der Bitte eine eng beschriebene DIN-A4-Seite zu unterschreiben. Eben, da willigt keiner ein.
Ich mache das also immer mündlich, ich schicke den Leuten dann auch ein paar Bilder, die sie privat nutzen und an alle ihre Freunde verteilen können, und dann ist es in der Regel auch okay. Man muss da auch mal die Kirche im Dorf lassen, solange man die Menschen nicht in peinlichen Situationen fotografiert oder irgendwelche Staatsgeheimnisse mit seinem Foto enthüllt.
Jedenfalls hatte ich Spaß beim Zuschauen und Fotografieren, und mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Zwar kann man jetzt beide Kart-Racer eher nicht erkennen, aber die Helme gucken so schön in dieselbe Richtung.
Das Foto selbst ist eher konservativ aufgenommen: Ich habe eine Belichtungszeit von 1/60 Sekunde festgelegt, den Serienbildmodus gewählt und das Beste gehofft. Der Ausschuss ist bei diesem Mitzieher-Verfahren immer recht groß, aber die Treffer sehen dafür umso besser (weil schneller) aus. Und wer die Kamera ein wenig schräg hält, damit das Kart (Auto, Motorrad) leicht aufwärts fährt, erzeugt noch ein bisschen mehr Dynamik.