Das Foto im Foto


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U-Bahnhof Märkisches Museum, Berlin/D                    ©Stefan Anker

Was für ein U-Bahnhof! Er heißt „Märkisches Museum“, liegt in Berlin-Mitte, und man fährt mit der U2 hindurch. Zwar lebe ich seit 1992 in Berlin und Umgebung, bin aber kein intensiver Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs und habe diesen Bahnhof mit seiner unglaublichen Beleuchtung heute zum ersten Mal gesehen – oder jedenfalls bewusst wahrgenommen. Und gottlob war ich mit dieser Wahrnehmung nicht allein.

Das Foto ist entstanden auf dem Heimweg von der Veranstaltung  GulfPhotoPlus Popup, von der ich gestern schon in einem P.S. zu meinem Blogpost erzählt habe. Der letzte Vortrag brachte noch einmal Zack Arias auf die Bühne, und er sprach über seine Streetfotografie.

Zack ist kein professioneller Streetfotograf, er macht das eigentlich nur zur Entspannung, sein Geld verdient er mit (unglaublich guter) Business- und Magazinfotografie, außerdem gibt er Workshops, und viele kennen seine Youtube-Videos.

Soweit ich das beurteilen kann, ist er Partner von Fujifilm, die auch Sponsor der Veranstaltung waren, und in Sachen Streetfotografie singt Arias das hohe Lied der kleinen Fujifilm-Systemkameras der X-Familie. Was ich gut verstehen kann, denn die Geräte haben nach allem, was ich bislang gesehen habe, einen tollen Sensor, das Bedienkonzept geht teilweise zurück auf klassische Sucherkameras der Analog-Zeit, und vor allem sind sie so klein und leise, dass man beim Ablichten fremder Menschen in Alltagssituationen nicht auffällt.

Billig sind die Fujis allerdings nicht: Das Modell, das ich mir habe zeigen lassen, kostet mit einem lichtstarken 23-Millimeter-Objektiv (ergibt denselben Bildausschnitt wie ein 35-Millimeter-Objektiv am Vollformatsensor) knapp 2500 Euro. Da ich gerade erst in eine neue Spiegelreflex investiert habe, muss ich also noch warten und mich in der Zwischenzeit noch leiser anschleichen, wenn ich Streetfotos machen will.

Zack Arias hat erzählt, dass er mal eine Zeitlang immer wieder Leute fotografiert hat, die mit ihren Handys hantiert haben – dabei sind ja viele so versunken, dass sie von ihrer Umwelt nicht mehr viel mitbekommen. Davon habe ich mich heute scheinbar inspirieren lassen – allerdings nutzt die junge Frau auf meinem Foto zwar ihr Handy, aber sie will damit ein Foto machen, und ich fotografiere gern Leute beim Fotografieren.

Warum? Weil das eine der wenigen Gelegenheiten ist, bei denen ich mir selbst gestatte,  Menschen von hinten abzulichten. Denn wenn jemand mit seiner Kamera umgeht, tut er etwas, was man auch aus der Rückansicht leicht erkennen kann, und das ist dann wieder ein Argument für so ein Motiv.

Außerdem mache ich gewissermaßen ein heimliches Making-of-Foto, indem ich den Bildausschnitt  weite und damit Motiv und Fotograf (heute: Fotografin) gemeinsam auf ein Bild bringe. Mir gefällt das.

Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu. Heute stand ich zuerst ein paar Minuten alleine da, und eigentlich habe ich auf die einfahrende Bahn gewartet, um sie mit langer Belichtungszeit, also verwischt ins Bild zu bringen. Aber dann kam da die junge Frau, zückte ihr Handy, drehte sich noch einmal nach mir um (wahrscheinlich um zu prüfen, ob sie meinem Bild im Weg stand) und machte dann ihr Foto. Sie war schnell fertig damit, ich hatte gerade so Zeit für vier Aufnahmen, aber eine davon hat richtig gut gepasst.

In der Bearbeitung habe ich es beim Weißabgleich (in Richtung blau/kühl) möglicherweise ein wenig übertrieben, denn ein bisschen kuschliger ist es schon auf diesem Bahnhof. Aber ich habe es so gelassen, weil sich die beige- oder sogar goldfarbene Jacke der jungen Frau so besser von der übrigen Szene abhebt. Natürlich habe ich sie auch per Radialfilter noch ein wenig mehr hervorgehoben – schon weil die superhellen Lampen über den Gleisen sehr viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Das ist es denn auch, was ich selbst an meinem Bild zu kritisieren habe: Das Auge springt eigentlich zwischen zwei Attraktionen auf dem Foto hin und her. Andererseits kann man es sich in der Streetfotografie nicht immer aussuchen – und wiederholen geht schon mal gar nicht.

P.S.: Ich muss noch einen Satz zu der GPP-Veranstaltung sagen. Gestern habe ich die Namen der dozierenden Fotografen erwähnt und gesagt, dass mir Gregory Heisler unbekannt sei. Meine Güte, wie peinlich. Das ist ein Gott der Porträtfotografie, und so viele Time-Magazine-Titelbilder, wie er uns heute gezeigt hat, möchte ich auch mal im Portfolio haben. Immerhin kannte ich zwar den Namen nicht, von den Bildern hatte ich aber eine ganze Menge schon mal gesehen.

P.P.S.: Falls die Frau auf dem Foto sich hier wieder erkennt, gilt wie üblich mein Angebot, ihr die Datei und einen schönen Ausdruck zu schicken. 

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

2 Kommentare zu „Das Foto im Foto

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