
Dann und wann habe ich hier schon von missglückten Fotos berichten müssen. Und ausgerechnet am Nikolaustag ist es wieder soweit. Schuld ist natürlich immer der Fotograf, und der schildert hier ausnahmsweise ganz detailliert sein Problem – vielleicht hat ja jemand eine Idee fürs nächste Mal.
Man erkennt hoffentlich, was ich eigentlich machen wollte: ein Selbstporträt, auf dem man alles sieht außer meinem Gesicht. Denn alles, alles, alles, sowohl der Raum als auch die Gestalt von Kopf bis Fuß, spiegelt sich in der rot-gänzenden Weihnachtskugel.
Es sieht ein bisschen wie eine Fisheye-Aufnahme aus, nur eben nicht rund, eigentlich sehr schön. Nur leider habe ich das Foto mit einem 100-Millimeter Makroobjektiv gemacht, weil ich mit dem Weitwinkel nicht nah genug an die Kugel herankam, um sie so formatsprengend ins Bild zu bekommen. Die lange Brennweite aber, kombiniert mit dem kurzen Abstand zum Motiv und der offenen Blende 2.8, verursacht eine sehr geringe Tiefenschärfe, also genau andersherum als bei einer tatsächlichen Fisheye-Aufnahme, die praktisch immer durchgehend scharf ist.
Die geringe Tiefenschärfe tut diesem Foto nicht gut, darum habe ich über zwei Alternativen nachgedacht. Erstens: Stativ benutzen, Blende 22 wählen und lang belichten. Das wären dann zwei Sekunden statt 1/30 Sekunde gewesen (jeweils bei ISO 3200), und so lange hätte ich nicht still stehen können. Außerdem wäre zusätzlich das Stativ mit im Bild gewesen, und das wollte ich nicht. Zweitens: Blitzen. Das habe ich tatsächlich versucht, ich habe es verzweifelt versucht, aber ich bin damit gescheitert.
Entweder reflektierte der Blitz in der Kugel oder aber man konnte, als er entfesselt von der Kamera auf Tisch, Schrank, Fußboden stand, sehen, wie er blitzt. Das machte sich auf dem Foto auch nicht viel besser als eine Reflektion. Zudem hellte der nach oben gerichtete Blitz die Zimmerdecke stark auf, was das Bild unruhiger machte.
Als ich überlegte, ob ich zwei, besser drei Blitze einsetzen sollte, um noch mehr Partien des Raumes aufzuhellen und damit die Sache wieder zu beruhigen, habe ich auf die Uhr gesehen und mir gesagt: Nächste Weihnachten wieder, mit mehr Vorbereitung.
Ich bezeichne mein Bild von heute also ausdrücklich als Idee, nicht als fertige Produktion. Zufrieden bin ich lediglich mit dem Bildschnitt, der den Blick auf das Wesentliche lenkt und wie nebenbei enthüllt, dass sich alles auf einer Weihnachtskugel abspielt.
Aber ansonsten verlangt dieses Foto nach deutlich mehr Ausarbeitung, und es hat sich mal wieder erwiesen, dass man für ein gutes Produktfoto (und das ist es ja auch irgendwie) sehr viel Leidenschaft und Mühe benötigt.
Mehr jedenfalls, als ich heute investiert habe.