Gleichgewicht oder nicht?


Wippe, Spielplatz, Spielgerät
Wippe, Königs Wusterhausen/D                    ©Stefan Anker

Wieder so ein Foto aus der Kategorie „Ich liebe das Ende der Saison“: Kalt und feucht stehen die Spielgeräte an der Badestelle unseres Sees herum, kein Kind weit und breit, das im Schneeanzug den Spielplatz entern würde. Obwohl das natürlich ginge, aber offenbar sind im Winter andere Freizeitaktivitäten wichtiger. So konnte ich in Ruhe an einem fotografischen Problem arbeiten.

Sein Name ist: Überschätzung der Möglichkeiten. Weil ich mein lichtstarkes Weitwinkel-Zoom an der Kamera hatte, wollte ich natürlich unbedingt ein 24-Millimeter-Bild mit Blende 2.0 machen. Der vordere Haltegriff sollte dabei knackscharf sein und alles andere in der Unschärfe verlaufen. Ja, das funktioniert auch. Sieht aber nicht gut aus.

Weil der vordere Haltegriff nun mal sehr dicht dran ist, wird der Unschärfe-Effekt sehr, sehr stark, und man erkennt eigentlich kaum noch, was da fotografiert wurde. Und der Schärfepunkt ganz unten am Bildrand spricht auch nicht für einen guten Bildaufbau, denn das Auge sucht generell erst einmal mehr zentral nach dem Punkt zum Festhalten.

Um es mal auf die Wippe zu beziehen: Das Foto war anfangs einfach nicht im Gleichgewicht.

Nach einigen weiteren Versuchen bin ich dann aber auf die Lösung gekommen: Warum nicht auf den zweiten Haltegriff scharfstellen? Dann taucht plötzlich (weil nun die Linse weiter weg ist vom fokussierten Motiv) der Rest des Bildes etwa mehr aus der Unschärfe auf, und ich habe den Bereich der Tiefenschärfe sogar noch etwas erweitert, indem ich von Blende 2.0 auf Blende 2.8 gegangen bin. Schließlich habe ich mich entschlossen, den ersten Haltegriff noch etwas anzuschneiden, wozu ich die Brennweite von 24 auf 29 Millimeter verlängert habe.

Der erste Haltegriff ist zwar nicht bildwichtig (weshalb man ihn auch anschneiden und halb in der Vignette verschwinden lassen kann), er stellt aber – wie die beiden Haltegriffe gegenüber und das Klettergerüst im Hintergrund – den Kontext her. Was wurde hier fotografiert, und wo befindet es sich?

Diese Fragen muss ein Bild nicht immer beantworten, aber meistens schon. Und deshalb war es für dieses Foto sinnvoller, nicht alles auszureizen, was das Objektiv hergibt.

Ein klassischer Fall von „Mal Auge fragen“, oder?

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

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