Vollgas mitten in der Nacht


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Mercedes-Benz-Arena, Berlin/D                    ©Stefan Anker

Ja, doch, es macht schon Spaß, im AMG GT Vollgas zu geben. Aber dieses Exemplar steht friedlich und still vor der Mercedes-Benz-Arena in Berlin, genauer: vor deren „Premium“-Eingang, und dort wartet es auf Premium-Konzertbesucher, die vielleicht nach dem Kauf der sehr teuren Konzerttickets noch etwas Geld übrig haben. Das ist bei mir regelmäßig nicht der Fall, aber Vollgas gab ich doch – nur auf einem ganz anderen Feld.

Klar, die Bildbearbeitung ist gemeint. Nachtfotos unter Kunstlicht vertragen eine große Menge an Manipulationen, bevor sie inakzeptabel aussehen. Was habe ich also gemacht? Vollgas beim Aufhellen der hellen Mitteltöne, Vollgas beim Aufhellen insgesamt, Vollgas beim Farbregler für Rot, Vollgas beim Weißabgleich Richtung kühl/blau.

Natürlich habe ich nicht alle Regler bis zum Anschlag gezogen, die Vollgas-Formulierung ist mehr als Ermutigung gedacht: Nicht zu zaghaft probieren, ruhig mal so lange am Regler ziehen (schieben?), bis man wirklich eine deutliche Veränderung bemerkt. Wie gesagt, Nachtfotos können das vertragen.

Die Leuchtschrift ist mir bei meiner Bearbeitung ausgefressen, das heißt, sie wurde in Lightroom plötzlich rot dargestellt. Das bedeutet, das Helle ist nun so hell geworden, dass man darin keine Zeichnung mehr erkennen kann. Dem Problem lässt sich aber mit dem Korrekturpinsel begegnen. Lichter und Weißtöne in der Pinselspitze etwas zurücknehmen und dann in kreisenden Bewegungen über die zu hellen Buchstaben fahren – fertig.

Ich mag das Bild, weil mir diese kalte, helle Großstadt-Lichtstimmung grundsätzlich gut gefällt (ich fotografiere auch gern in neon-beleuchteten Fabrikhallen), und weil ich Mercedes glatt den AMG GT abkaufen könnte – aus Dankbarkeit dafür, dass sie ihn nicht als Silberpfeil hingestellt, sondern ein knallrotes Auto ausgesucht haben. Denn Rot ist nicht nur super-schick für Sportwagen, der Farbton bleibt auch sehr lange stabil, wenn man am Weißabgleich herumschraubt.

Bleibt vielleicht noch die Frage, wie man so ein Bild belichtet. Meine Faustregel ist: Das muss ohne Stativ gehen, wenn so viel Kunstlicht im Spiel ist. Trotzdem braucht man einen Sensor, der etwas höhere ISO-Werte verträgt (hier ist es ISO 1600 mit recht geringer Rauschunterdrückung in Lightroom) und dazu eine ruhige Hand, wenn man a) kein lichtstarkes Objektiv hat oder b) die Blende relativ weit schließt. Ich habe absichtlich mit Blende 5.6 fotografiert,  um auf jeden Fall Auto und Schriftzug knackscharf zu haben, und musste darum mit der Belichtungszeit auf 1/20 Sekunde gehen.

Das ist schon anspruchsvoll mit einem Objektiv ohne Bildstabilisator. Andererseits habe ich mit 17 Millimeter Brennweite fotografiert, und das macht das Stillhalten dann wieder etwas leichter. Trotzdem ist es natürlich wichtig, so ein Bild nicht nur einmal zu machen, sondern mindestens vier oder fünf Mal auszulösen.

Weil das Auto stillhält und die Tiefenschärfe kein Problem ist, mache ich das in diesem Fall nicht im Serienbildmodus und mit kontinuierlich arbeitendem Autofokus, sondern ich stelle jedes Bild neu scharf, warte auf den Piepton vom Autofokus und drücke ab.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

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