Ja, ist denn schon wieder Supermond?


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Der Mond über Königs Wusterhausen/D                    ©Stefan Anker

Nein. Und ehrlich gesagt, heute ist noch nicht einmal Vollmond, laut Mondkalender muss man darauf noch bis übermorgen früh gegen ein Uhr warten. Aber wie ich gerade so auf die Terrasse trete, kommt mir der Mond doch ziemlich kreisrund vor, und ich überlege, wie ich ihn auch ohne ein gigantisches Teleobjektiv so fotografieren kann, dass er nicht verloren aussieht.

Wir bewegen uns hier auf ähnlichem Feld wie gestern beim Tropfen-Foto: Das Gehirn interpretiert die Welt besser, als die Kamera sie sehen kann. Ist der Mond weit weg, schafft es das Gehirn trotzdem, ihn gedanklich so heran zu zoomen, dass er beeindruckend wirkt, denn alles andere wird ausgeblendet. Doch beim Blick durchs Objektiv erscheint der Mond – nun ja, ganz objektiv. Die Kamera sieht ihn, wie er ist, in meinem Fall durch ein 200-Millimeter-Objektiv.

Da ich diese Linse immerhin an eine Kamera mit kleinerem APS-C-Sensor gesteckt habe, komme ich auf einen Bildausschnitt, den sonst ein 320-Millimeter-Objektiv bieten würde. Aber wie man auf dem Foto sieht, wird der Mond dadurch auch nicht wirklich groß. Das geht dann nur mit einer absurden Ausschnittsvergrößerung, wie ich sie im Sommer mal angefertigt habe.

Wenn man aber ein Bild erzeugen will, das sich auch noch gut ausdrucken lässt, muss man das eigentlich zu kleine Motiv in einen Kontext stellen. Man kann den Mond über einer wunderbaren Landschaft aufgehen lassen oder schauen, dass er  neben einem Gebäude auftaucht. Oder man fotografiert ihn durch irgendetwas hindurch, ich habe mir dafür unsere Eiche im Garten ausgesucht.

Und festgestellt, dass man sich dabei nicht mehr wirklich auf den Autofokus verlassen kann, weil immer irgendein Teil vom Baum erfasst wird. Also habe ich den Autofokus abgeschaltet und das Objektiv auf „unendlich“ eingestellt. Auch falsch – obwohl der Mond 385.000 Kilometer weit weg ist, gibt es in der Entfernungsmessung offenbar noch Sachen, die dahinter liegen. Mit dem Objektiv auf „unendlich“ war das Foto jedenfalls unrettbar unscharf.

Also manuell fokussieren. Nicht einfach bei einem 320-Millimeter-Bildausschnitt, aber der Mond hat ja stillgehalten, und schon nach wenigen Schüssen hatte ich ihn so getroffen, dass ich mich nun um die Belichtung kümmern konnte.

Der Mond ist nämlich unfassbar hell, und wenn man sich dem Belichtungsmesser anvertraut, erhält man ein ausgewogenes Dämmerungsbild mit einem strahlenden Punkt irgendwo. Das geht natürlich nicht, also habe ich drei Blendenstufen unterbelichtet, dann traten die Strukturen der Mondoberfläche immerhin schon leicht hervor, und die Eichenkrone war noch vom dunkler werdenden Abendhimmel zu unterscheiden.

In der Bildbearbeitung habe ich dann noch einen Radialfilter exakt um den Mond gelegt und sowohl die Belichtung als auch die Lichter (mittelhelle Töne) leicht zurückgefahren, bis der Mond so aussah, wie man ihn in der Wirklichkeit mühelos erkennt.

Der Versuchung, am Farbregler für Blau zu drehen und zusätzlich den Weißabgleich in Richtung Blau zu verschieben, konnte ich nicht widerstehen – und damit das Bild insgesamt nicht zu kühl wurde, hat das Gelb des Mondes noch etwas Sättigung erfahren

Falls sich jemand fragt, warum der Mond nicht im Goldenen Schnitt sitzt oder wenigstens an der Kreuzung zweier Drittellinien: Ich habe heute mal die Fibonacci-Spirale ausprobiert. Die lässt sich wie Drittellinien und andere Gestaltungshilfen in Lightroom übers Bild legen, und man schiebt dann das bildwichtigste Element genau an den Punkt, wo die Spirale immer enger und enger wird.

Diese Spirale basiert auf der Fibonacci-Folge, die eine besondere Additionsregel ist: 0+1=1, 1+1=2, 2+1=3, 3+2=5, 5+3=8, 8+5=13, 13+8=21, 21+13=34 etc. Die Zahlen werden schnell größer, und die Fibonacci-Folge soll den natürlichen Wachstumsraten in der Natur nahe kommen. Bezogen auf die Spirale ist also der von mir beschriebene Zielpunkt nicht das Ende, sondern eher der Anfang der Berechnung, aber das ist letztlich auch egal.

Wie beim Goldenen Schnitt wird es als harmonisch empfunden, wenn man den bildwichtigen Punkt an der Fibonacci-Spirale ausrichtet. Für mein heutiges Foto kann ich das bejahen, aber ansonsten muss ich noch etwas häufiger bewusst mit dieser Methode experimentieren. Jedenfalls eine interessante Alternative.

Und noch ein wenig Wikipedia-Wissen dazu: Wenn man die Zahlen der Fibonacci-Folge, die man sonst addiert, ausnahmsweise dividiert – dann kommt zumindest bei den größeren Zahlen immer ein Verhältnis heraus, das dem des Goldenen Schnitts (1,618) sehr nah ist – 13:8 = 1,625, 21:13=1,615, 34:21=1,619, 55:34=1,618 etc.

Also mal wieder alles voll Harmonie, wie schön.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

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