Nur mal so als Tipp: Wem es bei Rockmusik vor allem auf die pure Energie einer Liveband ankommt, der ist bei Lord of the Lost genau richtig. Verkleidung, Maskerade, Breitwandsound – diese Musik hat wahrscheinlich sogar spirituelle Kräfte. Man muss allerdings verzerrte Gitarren und dann und wann einen Schrei ins Mikrofon vertragen können. Ich habe heute beim Konzert während der Eisheilige-Nacht-Tournee ziemlich dicht dran auf der Bühne fotografiert, und das Ziel war, Live-Bilder zu produzieren, die nicht zufällig live aussehen, sondern mit Absicht.
Da habe ich mich auf etwas eingelassen. Heute habe ich während der Eisheilige-Nacht-Tournee mit dem Schlagzeuger der Band Lord of the Lost über gute Schlagzeugerfotos gesprochen, und er hat sich darüber beklagt, dass es von ihm kaum ordentliche Bilder gebe. Das hat natürlich meinen Ehrgeiz angestachelt, aber mir war nicht bewusst, vor welche Probleme mich der Auftritt der Band stellen würde. Obwohl ich bei der Tournee ein Privileg genieße, um das mich die Fotografen im Konzertgraben wahrscheinlich beneiden.
Ich bin zurück bei den Eisheiligen Nächten, der Jahresendtournee, die von Subway to Sally veranstaltet wird. Heute ist bei mir aber ausnahmsweise mal kein Bild von Subway to Sally zu sehen, schließlich treten noch drei andere Bands auf. Eine davon ist Lord of the Lost, deren nagelneuen Gitarristen Pi wir hier bei der Arbeit sehen. Wenn ich ehrlich bin, wirkt keiner der fünf Jungs auf der Bühne so, als wollte man einen Gebrauchtwagen von ihnen kaufen. Ungeschminkt kommen sie allerdings weniger böse rüber, sondern sind im Gegenteil sehr nett.
Von der nächsten Woche an (ab 26.12.) werden sie mich auch in ihrem Tourbus mitnehmen, der dann immer nachts von Ort zu Ort fährt: Bochum – Würzburg – Bielefeld – Bremen – Potsdam. Man kann sicher hoffen, in meinem Blog auch weiterhin immer mal ein Foto von der Tour zu sehen (mehr Bilder gibt es sehr viel später, das Ganze ist eher ein Langzeitprojekt zum Thema Rockmusik, mehr will ich noch nicht sagen), aber man kann natürlich auch selbst vorbeischauen.
Wer es etwas lauter und etwas härter mag, kommt ziemlich gut auf seine Kosten. Ich trage inzwischen Gehörschutz, aber ich bin ja nicht nur zum Vergnügen hier.
Sondern zwischendurch brauche ich auch immer mal etwas Zeit zum Datensichern, weil viel Material zusammenkommt. Rund 3000 Bilder pro Tag sind es, weil ich fast alles mit Dauerfeuer fotografiere. Anders geht es nicht, denn die meisten Rockmusiker sind nun mal ständig in Bewegung. Ein Volltreffer wie dieses Foto hier ist mit einfacher Auslösung zwar nicht unmöglich, aber es dauert viel länger, bis es soweit ist, und so viel Zeit hat man nicht.
Pi habe ich ganz klassisch aus dem Graben vor der Bühne erwischt, wo sich alle Fotografen nur für die Dauer von drei Liedern aufhalten dürfen. Das Gesicht des Gitarristen ist unten schwarz und oben weiß geschminkt, und das linke Auge passt perfekt. Ich habe es natürlich später noch etwas stärker betont, aufgehellt und das Blau der Scheinwerfer satter und kontrastreicher gemacht.
Ein echtes Foto des Tages, wie ich finde. Morgen geht es nach Basel (Pratteln, um genau zu sein), dann ist Weihnachten, und dann freue ich mich schon auf die kommende Woche mit fünf Konzertabenden hintereinander von Montag bis Freitag.