
Ich hatte es ja versprochen, also kommt es hier auch: Ein Bild aus der Boxengasse des 24-Stunden-Rennens am Nürburgring. Solche Fotos kann man natürlich die ganze Zeit machen, weil immer eins der ca. 160 teilnehmenden Autos neue Reifen oder auch eine richtige Reparatur braucht. Am liebsten aber mache ich diese Bilder in der Nacht. Wegen des Lichts.
Damit die Mechaniker vernünftig arbeiten können, sind in der Boxengasse überall Scheinwerfer angebracht, und natürlich werden die Boxengaragen selbst auch von vielen Neonröhren erhellt.
Diese Lichtverhältnisse eignen sich ideal dafür, die Kamera manuell zu betreiben. Ich mache es meistens so: Mit ein paar Testschüssen finde ich heraus, welche Kombination aus ISO, Blende und Belichtungszeit gut passt, und dann behalte ich diese Einstellungen bei, indem ich die Kamera auch „M“ (für manuell) stelle.
Weil das Licht mit gleichbleibender Helligkeit leuchtet, passt die Belichtung dann fast immer. Und man vermeidet Fehlschüsse, wie sie entstehen, wenn man beim Einrichten des Bildausschnitts das Belichtungsmessfeld auf eine ganz helle oder ganz dunkle Stelle richtet.
Da ich bei den Reifenwechseln und anderen Arbeiten an den Rennwagen immer ein bisschen im Weg stehe, kann ich sowieso nicht noch über die Feinheiten der Belichtung nachdenken, sondern muss auf dem Sprung sein, die Szene schnell wieder zu verlassen. Akkreditierte Fotografen dürfen hier zwar arbeiten (und man glaubt nicht, wie dicht die Fernsehteams herangehen), aber stören dürfen wir natürlich nicht.
Nicht auszudenken, wenn meinetwegen ein Fahrer nicht starten könnte und Sekunden verlöre. Das meine ich ganz im Ernst: Das 24-Stunden-Rennen wird heute in der Spitzengruppe (zu der dieser BMW M6 GT3 gehört) so hart und schnell gefahren wie ein Sprintrennen, da darf wirklich nichts dazwischen kommen. Und auch wenn die Autos nach Reglement eine Mindeststandzeit beim Boxenstopp haben, ist es meine Pflicht aufzupassen, dass ich niemanden störe.
Für mich zählen diese Nachtstunden in der Boxengasse zu den attraktivsten Foto-Gelegenheiten des Jahres. Auch wenn die Motive sich immer wieder gleichen, macht es doch Spaß, dem Geschehen und den Menschen dazu so nah wie möglich zu kommen.
Und weil ich das so mache (gern mit Weitwinkelbrennweite, hier sind es 24 Millimeter und schräg gehaltener Kamera), schneide ich die entstandenen Fotos meistens auch nicht. Ich schätze zwar sowohl das quadratische Format als auch das Panoramaformat 16:9, doch bei den Boxengasssenbildern hätte ich häufig das Gefühl, die Menschen in der Szene zu stark einzuengen. Außerdem geht dann für den Betrachter auch ein Stück Orientierung verloren – und wozu fotografiere ich denn mit 24 Millimetern, wenn ich nicht alles zeigen will, was die Optik sehen kann?