
Blitzen 3.0. Nach der Biene und dem Blitzgerät selbst kommt heute schon wieder ein Foto, das ohne Blitz nicht funktioniert hätte. Schuld war das trübe Wetter im Brandenburgischen und ein spezieller Auftrag, den ich heute zu erledigen hatte.
Ich war unterwegs, um ein paar schöne Stellen für das Paarshooting meiner nächsten Hochzeitsreportage zu suchen, und da fiel mir dieses Sonnenblumenfeld auf. Es wird sicher in 14 Tagen nicht mehr so schön sein, aber für heute eignete es sich gut, und es gibt außerdem neben dem Blitz-Thema noch etwas anderes zu erzählen.
Zuerst aber zum Offensichtlichen: Der komplett bedeckte Himmel erzeugt ein solches Licht, dass die Sonnenblume im Vordergrund sehr dunkel geworden wäre, wenn ich keinen Blitz benutzt hätte. Sicher, man kann hier auch überbelichten, aber dann frisst der Himmel total aus, und die Hecken rechts werden so hell, dass sie vom eigentlichen Motiv ablenken.
Ich weiß, solche Dinge habe ich schon oft mithilfe der Bildbearbeitung wieder gerade gerückt, aber die Eingriffsmöglichkeiten in Lightroom haben natürlich auch ihre Grenzen, überhartes Drehen an den Reglern mindert die Qualität der einzelnen Pixel, und es gibt ja auch so etwas wie fotografischen Ehrgeiz.
Also: Im Wesentlichenhabe ich hier an den Farbreglern gedreht, um das Gelb-Orange der Sonnenblumen einerseits natürlich, andererseits kräftig genug wirken zu lassen. Das Grün der Stiele habe ich dagegen in die andere Richtung entwickelt, also dunkler und matter gemacht, damit es mit der Farbe der Blütenblätter nicht konkurriert.
Aber meinen geliebten Radialfilter habe ich hier komplett weggelassen, die Betonung der einzelnen Sonnenblume kommt allein durch den Einsatz des Aufsteckblitzes (im E-TTL-Modus, also ergänzend zum Umgebungslicht) und natürlich durch die selektive Schärfe.
Was die meisten wahrscheinlich überraschen wird, ist die Tatsache, dass ich hier mit Blende 11 fotografiert habe. Diese eher kleine Blendenöffnung steht normalerweise nicht im Verdacht, eine weiche Unschärfe des Hintergrundes zu erzeugen. Aber erstens hängt dieser Effekt nicht allein von der Blendenöffnung ab, sondern wird auch noch begünstigt von einer langen Brennweite (hier: 200 mm), einer kurzen Entfernung zum Motiv (hab’s nicht gemessen, aber ich war dicht dran) und einem spürbaren Abstand zwischen Motiv und Hintergrund (da klaffte eine gewisse Lücke).
Und zweitens spricht bei vielen Motiven nichts dagegen, auch in der Unschärfe noch erkennen zu lassen, woraus der Hintergrund eigentlich besteht. Bei Blende 4 wäre er nur eine gelbliche Masse gewesen, jetzt aber kann man gut sehen, dass die Sonnenblume nicht alleine ist, und das ist doch eine zumutbare Information.