Immer aufwärts streben


Soebygaard, Soeby, Aeroe, Dänemark, Herrenhaus, Zugbrücke, Burggraben
Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, Soeby/DK                    ©Stefan Anker

Das war offensichtlich eine falsche Entscheidung gestern – die Resonanz auf das Foto aus dem Yachthafen war deutlich schlechter als üblich. Für mich gibt es nun zwei Möglichkeiten der Reaktion: Erstens kann ich behaupten, die Leute seien zu doof, mein Foto zu verstehen. Zweitens kann ich geloben, nie wieder so ein schlechtes Bild zu machen. Na ja, da entscheide ich mich lieber für Möglichkeit Nummer drei.

Die lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: weitermachen. Wer sich mit Text, Fotos oder anderer Kunst (okay: Kunsthandwerk) an ein Publikum wendet, muss damit rechnen, dass nicht jeder immer alles großartig findet. Das ist ärgerlich, aber damit muss man irgendwie umgehen können. Ich kann das nicht besonders gut, aber ich kann es. Meistens bin ich nur kurz beleidigt und nehme dann einen neuen Anlauf.

Deswegen kommt heute ein leichter erfassbares, weil total gegenständliches Bild. Trotzdem gehe ich nicht ganz auf Nummer sicher, denn ich habe es schräg gestellt. Das mache ich gewöhnlich nur bei Menschen oder Autos, bei Gebäuden und Landschaften muss diese Technik eigentlich nicht sein. Darum habe ich dieses Motiv auch mit geradem Horizont fotografiert, aber es erscheint mir dann nicht so perfekt zu sein, wie ich dieses Bild hier finde.

Warum bin ich schon wieder so selbstbewusst nach dem Flop von gestern? Weil ich im Grunde meines Herzens an mich glaube – und weil man mit dieser wahnsinnigen Spiegelung und dem sehr spannenden Himmel doch eigentlich gar kein schlechtes Foto machen kann, oder?

Wir sehen das Herrenhaus Soebygaard auf der dänischen Insel Aeroe. Es wurde im 18.Jahrhundert gebaut und ist heute ein Museum. In der Scheune, deren Dach man links im Bild sieht, waren wir heute Abend bei einem Konzert, und vorher habe ich mir noch ein bisschen Zeit genommen für ein anständiges Foto der Anlage. Auf der kleinen Insel zählt Soebygaard zu den sehenswerten Punkten, daher gibt es viele Fotos davon – und endlich eines, das mir auch gefällt 😉

Wer sich für das Schrägstellen der Kamera interessiert: Ich kann nicht wirklich erklären, wann ich das mache, warum ich das mache und wie stark ich die Kamera neige. Das ist Gefühlssache, ich habe mir das von einem sehr, sehr guten Pressefotografen abgeschaut, der wie ich lange bei der „Welt am Sonntag“ gearbeitet hat, und ich habe mit dieser Technik einfach so lange herumgespielt, bis ich ein Gefühl dafür entwickelt habe. Manchmal lasse ich sogar die alternativen Sicherheitsaufnahmen mit geradem Horizont weg, was riskant ist, wenn man die Bilder verkaufen oder unter fremder Regie veröffentlichen will. Aber meistens bin ich erfolgreich damit.

Was man vielleicht als Regel sagen kann: Die Kamera sollte so geneigt sein, dass das Motiv aufwärts strebt. Das gilt natürlich für sich bewegende Motive wie z.B. Rennautos, aber man kann es auch bei Immobilien so versuchen. Sackte hier das Haus nach rechts unten weg, würde das Bild seltsam haltlos wirken.

Und das Aufwärtsstreben gilt natürlich auch für den Fotografen selbst. Drei Dinge gehören unbedingt dazu: Viel fotografieren, viele Bilder zeigen und sich von Kritik oder Misserfolgen nicht fertig machen lassen.

Ich weiß, dass das leichter gesagt als getan ist. Aber einen anderen Rat habe ich nicht.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

Ein Kommentar zu „Immer aufwärts streben

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