
Es gibt ja nichts, was es nicht gibt, also gibt es auch einen Architekturpreis Beton. Und hier zeige ich einen Teil eines preisgekrönten Gebäudes, nämlich den Eingangsbereich des Museums Georg Schäfer in Schweinfurt. Auf der Homepage des Museums sieht man auch eine Fotografie des kompletten Gebäudes, dafür hat der Fotograf allerdings die Nacht abgewartet, damit keine Autos mehr durchs Bild fahren, und so viel Zeit hatte ich nicht. Ich habe aber etwas anderes gemacht. Etwas, das es eigentlich auch nicht gibt.
Ich habe – tataaa! – dieses Bild unbearbeitet gelassen. Natürlich nicht sofort. Zunächst habe ich meine Standardoptimierungen in Sachen Kontrast, Klarheit und Dynamik gemacht, aber damit wurde vor allem das Scheckige und Fleckige an der Decke des eingangs extrem überbetont, letztlich kam mir das viel zu unelegant vor, und ich hatte den Verdacht, dass so eine räudige Darstellung dem Bauwerk nicht gerecht werden könnte.
Dann las ich ein wenig über das Museum und dachte mir: Wenn der Architekt hier schon einen Preis bekommen hat, dann will ich den Beton auch so zart inszenieren, wie der Künstler ihn vielleicht selbst sieht – und wie ich ihn eigentlich auch fotografiert habe.
Wegen des trüben Wetters in Schweinfurt hatte ich nämlich alles eine Stufe überbelichtet, und am Ende habe ich am Monitor meines Computers entschieden, dieses gleichmäßig weiche Tageslicht völlig unverändert auf den Beton treffen zu lassen, ohne Betonungen, ohne Dramatisierungen, ohne alles, was von dieser schlichten und eleganten Architektur ablenken könnte. Also habe ich alle Veränderungen rückgängig gemacht.
Ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob das richtig war, weil ich normalerweise die Bildbearbeitung als die zweite Halbzeit eines gesamten Spiels ansehe, aber jetzt habe ich die Raw-Datei halt mal Raw-Datei sein lassen und außer der Korrektur der Objektivfehler und einem leichten Beschnitt des Bildes nichts damit angestellt.
Ja, natürlich ist das jetzt hier eine Jpg-Datei. Wenn man aber eine Raw-Datei in einem Bildbearbeitungsprogramm zu einer Jpg-Datei umwandelt, dann ändert sich außer der Dateigröße nichts am Foto selbst. Eine verändernde Wirkung ergibt sich nur, wenn die Kamera die Jpg-Datei herstellt. Dann kommt die kamera-interne Bildbearbeitung zum Zug, auf die man als Fotograf keinen Einfluss hat, und die man auch nur eingeschränkt wieder zurücknehmen kann – also lieber stets in Raw fotografieren. Ganz egal, ob es um Beton geht oder nicht.