Die Kunst ist ja praktisch überall, selbst am Yachthafen kann man sie finden. Mich hat diese angelnde Figur heute unwiderstehlich angezogen. Und als ich nach dem Fotografieren erfuhr, worum es bei dem Kunstwerk eigentlich geht, da war ich sogar richtig froh, dass „Der Stellvertreter“ heute mein Bild des Tages ist.
Die Welt ist ein seltsamer Ort – so ist eine schöne Serie im „Stern“ überschrieben. Jede Woche zeigen sie ein interessantes, aber erklärungsbedürftiges Foto, und vielleicht könnte mein Foto des Tages auch so ein Bild sein: Zwar ist völlig klar, was man sieht – man weiß nur nicht, wozu das gut sein soll.
Es gibt ja nichts, was es nicht gibt, also gibt es auch einen Architekturpreis Beton. Und hier zeige ich einen Teil eines preisgekrönten Gebäudes, nämlich den Eingangsbereich des Museums Georg Schäfer in Schweinfurt. Auf der Homepage des Museums sieht man auch eine Fotografie des kompletten Gebäudes, dafür hat der Fotograf allerdings die Nacht abgewartet, damit keine Autos mehr durchs Bild fahren, und so viel Zeit hatte ich nicht. Ich habe aber etwas anderes gemacht. Etwas, das es eigentlich auch nicht gibt.
Ich habe schon eine Menge beeindruckender Kirchen gesehen in meinem Leben. Sie stehen zumeist auch an beeindruckenden Orten, oft im Zentrum großer Städte. Heute habe ich auf dem Heimweg von einem Termin eine Kirche entdeckt, die mich zur sofortigen Parkplatzsuche gezwungen hat. Nie hätte ich so eine schöne Architektur an diesem Ort erwartet.
Das Beste, was man über Kunst sagen kann, ist, dass sie einen inspiriert. Gestern habe ich ein Buch gelesen mit dem Titel „Big Shots! Die Geheimnisse der weltbesten Fotografen“ (Henry Carroll, Midas-Verlag, 22,90 Euro). Darin habe ich ein Foto gesehen, dem ich ohne die liebevolle Beschreibung des Autors vielleicht gar keine große Bedeutung beigemessen hätte – der Grat zwischen Kunst und Banalität ist in der Fotografie ja ziemlich schmal. Aber Carroll hat es verstanden, mir nahezubringen, warum dieses Bild Beachtung verdient. Und darum habe ich heute versucht, etwas Ähnliches herzustellen.
Ich gebe es zu: So ein Foto ist leicht verdientes Geld. Das Modell sieht gut aus, hält still, wartet zusammen mit dem Fotografen auf das beste Licht – es ist keine besondere Herausforderung, ein Porträt von einer Statue zu machen, und trotzdem mache ich genau das ziemlich oft. Warum nur?
Was mir wirklich gefällt am Fotografieren: Ich suche gern neue Perspektiven. Heute war dafür reichlich Gelegenheit, weil ich mit meiner Praktikantin zum sowjetischen Ehrenmal nach Berlin-Treptow gefahren bin. Das gehört sicher zu den am meisten dokumentierten Sehenswürdigkeiten in Berlin – aber genau darum ist es so reizvoll, dort nach Blickwinkeln zu suchen, die noch nicht oder nur selten fotografiert worden sind.
Welche Kraft hat der erste Eindruck? Jeder, der dieses Bild hier sieht, wird annehmen, die Kerze im Hintergrund sei mit dem einzigen abgebrannten Streichholz angezündet worden. Doch das Bild allein gibt dafür keinen Beweis.