
Man muss schon ganz genau hinsehen bei diesem Foto, um die Häuser der Menschen noch zu erkennen. Sechs Giganten des Grünstroms beherrschen die Szene, und sie sind beileibe nicht die einzigen rund um die Autobahnabfahrt Weißenfels an der A9. Ein riesiger Wald aus Windrädern ist hier aufgebaut, und ich muss zugeben, dass ich das Wort von der „Verspargelung“ der Landschaft nicht verstehe – oder besser: dessen negative Bedeutung nicht nachvollziehen kann. Ich finde Windräder wirklich schön, gerade in freier Landschaft, ich kann es nicht ändern. Trotzdem gibt es etwas, das mich an der Sache stört.
Bei uns in der Nähe (aber weit genug weg, um etwas zu sehen oder zu hören) haben sie den halben Wald gerodet, um zwischen den restlichen Bäumen Windräder aufzustellen. Es geht also darum, Umwelt zu zerstören, um die Umwelt zu schützen – mir fehlt dafür allerdings das Verständnis, weshalb ich auch das brandenburgische Bürgerbegehren gegen Windräder im Wald unterstützen werde.
Eine Bürgerinitiative hat jetzt schon mal den Klageweg beschritten – die Bäume sind zwar gefällt, aber aufgeben gilt nicht: Wenn die Windräder endgültig nicht aufgestellt werden dürfen, kann der Wald ja wieder nachwachsen.
Weil Brandenburg noch so viel Braunkohle fördert und nutzt (die Arbeitsplätze), setzt man auf einen starken Ausbau der Windkraft, um CO2-mäßig dann doch wieder zu den Guten zu gehören. Man sagt wohl Politik dazu, aber ich muss das ja nicht alles gut finden.
Wie auch immer, eigentlich geht es ja hier um Fotos. Ich bin schon oft die A9 gefahren, aber heute lagen die Windräder so schön in der Abendsonne, dass ich die Autobahn verlassen habe und mithilfe der Karte in meinem Navigationssystem einen Feldweg gefunden habe, von dem aus ich gut fotografieren konnte.
Teleobjektiv, offene Blende und in die Hocke gehen – so bekommt man schon im Bildaufbau diesen leicht bedrohlichen Effekt ganz gut hin, den Rest besorgt dann eine Tonwertspreizung in der Bildbearbeitung. Also: Lichter rauf, Tiefen runter, dazu eine extra Abdunklung des grünen Getreides im Vordergrund per Verlaufsfilter. Und eine kräftige Blau-Sättigung der dunklen Wolken im Hintergrund.
Ich finde die Windräder zwar immer noch schön, aber ihre unglaubliche Größe (das könnten ganz moderne 200-Meter-Geräte sein) im Vergleich zu menschlichen Behausungen kann dem einen oder anderen schon auch unheimlich sein, und dann darf das im Foto auch so aussehen.