
Ich weiß ja, dass die Zielgruppe für Bilder dieser Art nicht ganz so breit ist. Aber ich kann von den Autos einfach nicht lassen. Und ich finde sogar: Wen dieses Foto kalt lässt, der hat kein Herz.
Wir sehen den neuen Porsche 718 Cayman auf einer kleinen schwedischen Rennstrecke, nicht weiß vom Flughafen Malmö entfernt. Aber die Strecke ist hier gar nicht so wichtig, entscheidend ist das wunderschöne Design des Autos – und dass man das Gefühl hat, vom Porsche verfolgt zu werden.
Für so ein Bild müssen vor allem die Voraussetzungen stimmen, das bedeutet: Ohne Hilfe geht es nicht. Man braucht einen Helfer, der das Auto steuert, das fotografiert wird, und einen anderen, der das zweite Auto fährt, in dessen Kofferraum der Fotograf sitzt. Am besten ist das natürlich ein Kombi oder ein SUV, wo man auch ein wenig Platz hat.
Hier saß ich in einem VW Golf Variant, der für solche Zwecke natürlich auch nicht konstruiert ist und eigentlich einen zu kleinen Laderaum bietet. Andererseits konnte ich mich dafür auch mit der Schulter an der einen und mit dem Fuß an der anderen Seitenwand abstützen und musste nicht fürchten herauszufallen.
Trotzdem ist es gut, den Fahrer zu bitten, nur ganz sanft anzufahren und während der Fahrt um die Strecke sehr gleichmäßig unterwegs zu sein. Das gilt auch für den nachfolgenden Fahrer, dem man bei Bedarf Handzeichen gibt, um ihn nach links, nach rechts, weiter nach hinten oder dichter ans eigene Auto heran zu dirigieren. Im Straßenverkehr ist das natürlich alles verboten, weil man nicht im Kofferraum sitzen darf (obwohl man auch spezielle Sicherungsgurte anlegen kann). Ich gebe darum hier ausdrücklich keine Empfehlung ab, solche Fotos ebenfalls anzugehen. Man kann zwar alternativ auch auf der Rückbank Platz nehmen und abwechselnd den Oberkörper aus dem rechten oder linken Seitenfenster strecken, aber auch das ist natürlich mit einer gewissen Restgefahr verbunden und daher aus gutem Grund verboten.
Auf einer Rennstrecke verhält es sich anders, da befindet man sich auf Privatgelände und kann das – auf eigene Gefahr natürlich – alles machen. Trotzdem sollte man zusehen, nach fünf, maximal zehn Minuten fertig zu sein. Der Grund sind die Luftverwirbelungen am Heck des eigenen Autos, die die Abgase zum Teil ins Wageninnere leiten. Und da ist Kohlenmonoxid drin, dem muss man sich nicht ewig aussetzen.
Ist aber auch gar nicht nötig, wenn man eine schnelle Kamera hat und viele Serienbilder schießen kann. Das ist leider wichtig, weil man aus Gründen der Sicherheit und der gleichmäßigen Fahrt sehr langsam unterwegs ist und daher auch eine lange Belichtungszeit verwendet (und entsprechend viel Ausschuss hat). Ich bin hier bei 1/30, minimal 1/40 Sekunde, sonst verwischt der Asphalt vor dem Auto einfach nicht, und dann kann man es auch ganz lassen.
Man kann diesen Verwisch-Effekt auch mit Photoshop herstellen, und das wird auch andauernd gemacht. Aber ich sage auch: Man sieht es, man sieht es, man sieht es. Und außerdem macht es mir einfach viel mehr Spaß, so eine Szene selbst zu fotografieren, als das am Computer hinzubasteln.
Vielleicht neben der Belichtungszeit noch drei andere Grundsätze. Erstens: Kamera schräg halten unterstützt die Dynamik. Muss man nicht in jedem Bild so machen, sollte man aber anbieten können. Zweitens: In Kurven sieht es besser aus als auf der Geraden. Drittens: Wenn schon Rennstrecke, dann sollte man das dem Foto auch ansehen, also müssen unbedingt die typischen rot-weißen Randsteine zu sehen sein, gerne auch Leitplanken.
Man kann überlegen, ob man einen Polarisationsfilter (Polfilter) einsetzt, der die Spiegelungen der Wolken in der Windschutzscheiben nahezu vollkommen eliminiert. Das sollte man auf jeden Fall tun, wenn der Fahrer erkennbar sein muss. Wenn nicht, kann man auch drauf verzichten. Ich finde, in diesem Fall unterstützt die wilde Spiegelung die Dynamik und Authentizität der Szene, Aufnahmen mit Polfilter können immer auch ein bisschen nach Werbefotografie aussehen. Im Zweifel beides anbieten.
In der Bildbearbeitung habe ich meine üblichen Methoden angewendet: Kontrast stark erhöht, Sättigung leicht zurück, dazu wieder ein Radialfilter ums Auto, der den Bereich außerhalb seiner Grenzen leicht abdunkelt. Ganz wichtig: Der im Original ohnehin sehr helle Himmel wurde durch die Bearbeitung eher noch heller, darum habe ich ihn mit einem Verlaufsfilter von oben nach unten abgedunkelt, und siehe da – es sind wieder Wolken zu sehen, die dieser Szene zusätzliche Stimmung verleihen.
Alles in allem mag ich dieses Foto sehr, ich wünschte nur, dass ich beim Fotografieren weniger Ausschuss hätte. Aber vor allem bei einer nicht ganz glatten Strecke verwackeln zwischen 80 und 90 Prozent aller Bilder, es ist in etwa so wie beim Mitzieher. Das bedeutet: Zehn Minuten fotografieren und 45 Minuten aussortieren – der einzige Nachteil bei einer Car-to-Car-Aufnahme.