
Wie grün ist eigentlich Grüner Veltliner? Okay, die Frage ist nicht ernst gemeint, aber die grüne Flasche des Weißweins, den wir heute zum Abendessen hatten, hat es mir irgendwie angetan. Und ich kann anhand dieses Bildes gleich zwei Themen erörtern.
Zum einen ist da der Minimalismus. Wer hier schon länger mitliest, kennt meine Haltung dazu – aber da in dem Minimalismus-Fotowettbewerb, an dem ich mich diesen Monat beteiligt habe (in der geschlossenen Community Shootcamp), so total unterschiedliche Auffassungen von dieser Kunstrichtung vorherrschen, wollte ich noch einmal ein Statement machen. Minimalismus bedeutet: Einfache Formen, einfacher Aufbau, geringes Farbenspiel – ganz allgemein ist im Minimalismus einfach wenig zu sehen, und die Reduktion auf geometrische Formen ist keine falsche Idee.
Zu meinen liebsten Fotos in dem aktuellen Wettbewerb gehört der Schattenriss eines Kormorans (oder so ähnlich) auf einem abgestorbenen Baum vor rosa Himmel. Ich würde das Bild fast kaufen, so schön finde ich es. Nur minimalistisch ist es nicht, denn Baum und Vogel weisen naturgemäß eine geradezu unendliche Formenvielfalt auf.
Das nächste Thema dieses Fotos, mehr im Subtext enthalten, ist: Zeit. In meinem anderen Job als Journalist gibt es den schönen Satz: Ich hatte wenig Zeit, darum ist mein Text so lang geworden. Und es stimmt: Wer sich beeilen muss, kann nicht noch zwei oder drei Mal durch den Text gehen und ihn so bearbeiten, dass er noch besser lesbar ist, was in der Regel auch bedeutet: Er ist kürzer, kommt schneller zum Punkt.
In der Produktfotografie (die gern auch mal minimalistisch ist) lohnt es sich ebenfalls, mehr Mühe und Aufwand walten zu lassen. Mein Detailfoto von der Weinflasche erfüllt diesen Anspruch nur zum Teil, wenn man genau hinsieht.
Rechts und links außen sind Spiegelungen, die nur zufällig da sind, zwar ganz gut aussehen, aber nicht symmetrisch sind, was sie vielleicht sein könnten. Zieht man das Bild wirklich groß, ist zu viel Staub auf der Flasche zu sehen. Im vorderen Bereich des Glases ein großer, unregelmäßiger Schatten zu erkennen, der nichts mit der natürlichen Spiegelung in der Flasche zu tun hat. Das bin ich, weil ich nämlich aus Zeitgründen kein Stativ benutzt, sondern vor der Flasche stehend aus der Hand fotografiert habe. Mit Stativ hätte es vielleicht wieder andere Abbildungen auf dem Glas gegeben, die ebenfalls problematisch sein könnten – aber darum muss man sich dann eben kümmern.
Ich wollte das nur mal gesagt haben. Gerade einfache Produktfotos werden oft wenig beachtet, dabei steckt sehr häufig nicht nur Mühe darin, sondern auch viel Leidenschaft für Perfektion. Daran arbeite ich noch – wenn ich mal wieder Zeit habe. 😉
P.S.: Ein Großmeister der Produktfotogrtafie ist übrigens Eberhard Schuy. Man findet einiges von ihm in Büchern und Videos (auch auf Youtube), und hier ist seine Homepage zum Gucken und Staunen: www.schuyfotografie.de.
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