
Wie gestern muss ich sagen, dass ich dieses Foto schon länger im Kopf hatte, es fehlte nur oft beim Umsteigen am Frankfurter Flughafen die Zeit, oder ich hatte für den entsprechenden Tag schon ein anderes Motiv. Jedenfalls hat es heute geklappt, ein paar zum Flugzeug laufende Reisende im Abflugbereich A unter der großen Lichtkuppel zu fotografieren. Dabei waren mir verschiedene Dinge wichtig.
Ich finde, man muss hier Bewegungsunschärfe zu erzeugen und darf weder zu viele noch zu wenige Menschen im Bild zu haben. Darum dauert es ein bisschen, bis das richtig Foto im Kasten ist, schließlich gibt es bei einer Belichtungszeit von 1/15 Sekunde auch den einen oder anderen Fehlschuss. Bildstabilisator? Ja, ist schon erfunden, gibt’s aber nicht in jedem Weitwinkelobjektiv. Bei diesem Bild war ich froh, dass ich meine Kamera ruhig genug gehalten habe, denn der Mann in der Mitte zieht nicht nur mit wehendem Mantel einen Rollkoffer hinter sich her, sondern wendet auch noch das Gesicht ein bisschen in meine Richtung. Vielen Dank dafür.
Die große technische Herausforderung für Kamera und Bildbearbeitung ist natürlich der Helligkeitsunterschied zwischen Lichtkuppel und dem Geschehen am Boden. Ich habe die Szene so belichtet, dass der Himmel deutlich überstrahlt, weil in einer Raw-Datei die ausgerissene Helligkeit viel einfacher zurückzuholen ist als abgesumpfte dunkle Bereiche – außerdem ist man beim Blick aufs Display auch froher, wenn das Bild hell ist und wenigstens eine grundlegende Einschätzung seiner Qualität erlaubt.
In dieser Situation kommt wahrscheinlich jeder Kamerasensor an seine Grenzen, da ist die Kombination aus Auge und Gehirn immer noch unschlagbar. Die eingeschränkte Dynamik der Kamera könnte man mit HDR-Software optimieren (HDR = High Dynamic Range, hoher Dynamikbereich), aber ich habe mich bislang noch nicht entschließen können, HDR-Programme oder -Plugins zu verwenden – abgesehen davon, dass es schwierig ist, mehrere Einzelbilder zusammenzurechnen, auf denen sich Leute bewegt haben.
Nach der Schwarzweiß-Umwandlung und den üblichen Bearbeitungsschritten (Kontrast, Klarheit, Lichter und Weißtöne rauf, Schwarztöne runter, dazu eine Vignette) habe ich mir dann mein eigenes HDR gemacht, in dem ich einen schönen großen Radialfilter über die Lichtkuppel gezogen und darin ein wenig mit Kontrast- und Belichtungswerten experimentiert habe, bis ich mit dem Gesamteindruck zufrieden war.
Leider spiegeln die Scheiben der Lichtkuppel sehr stark, diesen Effekt kann man in der Bildbearbeitung nicht großartig abschwächen. Ich hätte ihn allerdings beim Fotografieren fast ganz eliminieren können, nämlich mit einem Polarisationsfilter vor der Linse. Leider bin ich mit einer eher kleinen Ausrüstung unterwegs und habe keine Filter dabei. Früher habe ich praktisch jeden Himmel mit Polfilter-Einsatz verändert (blaues Drama, Baby!), und für Autofensterscheiben sitzt er auch heute noch auf dem Teleobjektiv (und passt nicht aufs Weitwinkel). Aber die Objektive mit kürzeren Brennweiten sind nun bei mir filterfrei, was in diesem Fall vielleicht ein Fehler war. Ich sollte das Bild bei nächster Gelegenheit mit Polfilter wiederholen und dann zum Vergleich hier einstellen.