Befreier mit Perspektive


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Statue „Der Befreier“ am sowjetischen Ehrenmal in Treptow, Berlin/D                    ©Stefan Anker

Was mir wirklich gefällt am Fotografieren: Ich suche gern neue Perspektiven. Heute war dafür reichlich Gelegenheit, weil ich mit meiner Praktikantin zum sowjetischen Ehrenmal nach Berlin-Treptow gefahren bin. Das gehört sicher zu den am meisten dokumentierten Sehenswürdigkeiten in Berlin – aber genau darum ist es so reizvoll, dort nach Blickwinkeln zu suchen, die noch nicht oder nur selten fotografiert worden sind.

Wir haben uns da rein technisch viel mit der Belichtungskorrektur beschäftigt, die häufig nötig ist, wenn man eine dunkle Statue vor blau-weißem Himmel in Szene setzen will. Was uns die Aufgabe erleichtert hat, war der Sonnenstand: Als wir dort waren, schien die Sonne im Wesentlichen immer schräg von der Seite, was Bilder in beide Hauptrichtungen der Sichtachse ermöglichte – und das Gesicht der Statue beleuchtete.

Dieses Bild hier zeigt den Blick nach Osten (während die Sonne von Süden her scheint), wo „Der Befreier“ die Grabstätte für 8000 Gefallene der Roten Armee abschließt. Inklusive Hügel und Sockel ist die Statue 30 Meter hoch, sie stellt einen sowjetischen Soldaten dar, der ein Kind auf dem linken  Arm hält, während er in der Rechten ein riesiges Schwert führt. Damit hat er gerade ein Hakenkreuz zerschlagen, dessen Trümmer ihm zu Füßen liegen.

Sicher gibt es den einen oder anderen, der nun bissig anmerkt: Gut, dass du das alles so schön beschreibst, denn sehen kann man das auf dem Foto nicht. Stimmt, das ist ein sehr weitwinkliger Schuss (mit 17 Millimeter Brennweite), und man sieht eigentlich nur, dass da hinten ein Denkmal im Bild steht. Ich finde natürlich trotzdem, dass das Foto seine Berechtigung hat. Erstens: Bei sehr bekannten Motiven muss man nicht so nah herangehen – es genügt, wenn der Betrachter weiß, was dargestellt wird und statt dessen das Foto insgesamt würdigt. Zweitens: Man macht ja nicht nur ein einziges Bild, wenn man an einer so interessanten Location ist. Irgendwo ist unter unseren Fotos sicher auch eine eher dokumentarische Aufnahme dabei, aber hier geht es ja nicht um simple Abbildung, sondern um Schönheit.

Um diese Schönheit zu erreichen, habe ich mich flach auf den Boden gelegt und die Kamera so gehalten, dass die Spitze des Mosaiks in die linke untere Ecke zeigt und die Hecke nach rechts oben aus dem Bild läuft. Sicher, das ist auch Ergebnis der Bildbearbeitung, weil ich in Lightroom das Bildformat von 3:2 auf 16:9 geändert habe – aber das war durchaus beim Fotografieren schon beabsichtigt, weil das 16:9-Format die Dynamik der schräg nach rechts oben verlaufenden Hecke verstärkt und auch die typische Vordergrundbetonung einer Weitwinkelaufnahme gut unterstützt. Hier war einfach Breitwand gefragt.

Als wichtigste Effekte habe ich Verlaufsfilter eingesetzt, um den Himmel und das Mosaik abzudunkeln, ein Radialfilter hat dann die Statue wieder aufgehellt. Außerdem habe ich eine leichte Vignettierung gewählt, die ich aber in der linken oberen Ecke mit einem weiteren Verlaufsfilter wieder aufgehoben habe.

Vielleicht sollte ich dies noch sagen: Jeder weiß ja, dass ich gern und intensiv die Bildbearbeitung einsetze. Aber ich war doch ein bisschen neidisch darauf, was für unbearbeitete Raw-Dateien aus der Nikon D3300 meiner Praktikantin kommen. Schon öfter habe ich gelesen, dass die Nikon/Sony-Sensoren mehr Dynamikstufen zu bieten haben als die von Canon. Heute habe ich es zum ersten Mal gesehen.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

 

Ein Kommentar zu „Befreier mit Perspektive

  1. Der Körpereinsatz ( Kamerasutra) hat sich gelohnt. Viel lässt sich nicht sagen, du hast ja schon alles schön erklärt. Also Daumen rauf und… die Kippung unterstützt die Persoektive ganz ausgezeichnet.

    VG Klaus

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