Bitte zweimal hinsehen


Kirche, St. Matthäus, Berlin, Spiegelung, Neue Nationalgalerie, Nationalgalerie
St.-Matthäus-Kirche, Berlin/D                    ©Stefan Anker

Heute weiche ich von einem meiner wichtigsten fotografischen Grundsätze ab. Nämlich von dem, dass man auf Anhieb erkennen können muss, was auf einem (zumindest auf meinem) Bild los ist. Das ist hier keineswegs der Fall, und doch traue ich mich, das Foto hier zu zeigen.  Das hat drei Gründe.

Erstens: Keine Regel ohne Regelverstoß. Man darf auch mal von einem Dogma abweichen – hier gebe ich zwar die schnelle Verständlichkeit auf, gewinne aber eine besondere Ästhetik.

Zweitens: Spiegelungen sind immer reizvoll. Wir sehen hier die St.-Matthäus-Kirche, gespiegelt in den Scheiben der Neuen Nationalgalerie, beide gelegen auf dem Kulturforum in Berlin (wo man z.B. auch die Philharmonie findet).

Drittens: Man kann in diesem Bild spazieren gehen. Wenn man sich darauf einlässt, entdeckt man Details und optische Zusammenhänge. Reizvoll ist etwa die Unterbrechung der Spiegelung der Kirche, wenn die Scheiben der gegenüber liegenden Seite ins Bild kommen. Denselben Effekt hat man rechts unten im Bild, wo die Spiegelung eines der äußeren Stützpfeiler jäh unterbrochen wird. Oder das Gewirr von hölzernen Gestellen im Inneren des Gebäudes – das der Berlin-Kenner sofort der mehrjährigen Renovierung der Neuen Nationalgalerie zuordnet. Meine Lieblingsstelle ist aber das obere Zentrum des Bildes, wo Deckenkonstruktion, Wolken und Kirchturm sich so überlagern, als hätte ich hier eine Doppelbelichtung gemacht. Habe ich aber nicht.

In der Bildbearbeitung habe ich mithilfe eines Radialfilters die Kirche etwas betont, und den Kontrast im Bild habe ich dieses Mal stärker als sonst angehoben, damit die Spiegelung deutlich hervortritt. Farblich geriet das Foto dann etwas unnatürlich, was ich mit einer Entsättigung des gesamten Bildes wieder in den Griff bekommen habe. Das schlechte Wetter ist echt, allerdings habe ich mir erlaubt, das Dunkle in den dunklen Wolken noch etwas zu betonen, der Tiefenregler ist ein gutes Werkzeug dafür, es geht  auch der Regler „Dunkle Mitteltöne“ bei der Gradationskurve.

Persönlicher Kontakt: 0171/8323 565
mail@stefananker.com

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