Es ist mal wieder an der Zeit, die Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung zu preisen. Mögen mir alte Foto-Hasen ins Wort fallen, aber ich glaube, dass eine solche Landschaftsaufnahme, wie ich sie heute hier zeige, noch vor zehn Jahren gar nicht möglich gewesen wäre.
Ja, ich habe heute Abend natürlich den Supermond fotografiert. Aber mit einem 200-Millimeter-Objektiv ist er nicht besonders formatfüllend geworden, und weil ich diese Sache hier schon im Sommer thematisiert und demonstriert habe, nehme ich den Supermond ins Archiv (weil er so bald nicht wiederkommt, jedenfalls nicht gleichzeitig als Vollmond) und zeige stattdessen eine Supersonne. Und leiste damit Abbitte bei allen wackeren Sonnenuntergangsfotografen.
Eine meiner wichtigsten Regeln lautet: Fotografiere Menschen nicht von hinten. Aber wie alle Regeln darf auch sie gebrochen werden, und umso eher ist das erlaubt, wenn ich die Regel selbst aufgestellt habe. Also: Wer wandert, darf, soll und muss auch von hinten fotografiert werden, denn diese Perspektive symbolisiert den Aufbruch, der mit jeder Wanderung verbunden ist. Und natürlich gibt es auch noch einen ganz pragmatischen Grund für den Regelverstoß.
Nicht dass jemand glaubt, ich hätte schon wieder geschummelt, dieses Mal ist der Sonnenuntergang echt und nicht am Computer entstanden wie neulich. Was man heute hier sieht in Sachen Licht und Farben, ist nicht das Ergebnis einer Manipulation, sondern Folge einer ganz normalen Optimierung. Die fing allerdings schon beim Fotografieren an.
Heute weiche ich von einem meiner wichtigsten fotografischen Grundsätze ab. Nämlich von dem, dass man auf Anhieb erkennen können muss, was auf einem (zumindest auf meinem) Bild los ist. Das ist hier keineswegs der Fall, und doch traue ich mich, das Foto hier zu zeigen. Das hat drei Gründe.
Keine Sonne, kein Blitz, finsterer Wald – und doch kann man schöne Fotos machen heutzutage. Wenn Sie mir bitte folgen wollen in die Welt der Digitaltechnik…
Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Ich bin auf dem Markt. Hä? Der Markt der Hochzeitsfotografie ist gemeint, während wir hier auf einen Schauplatz blicken, der schon bald sehr wichtig für mich sein wird.
Ach, was habe ich hier lange gewartet. Die meisten Leute haben mich beim Fotografieren entdeckt und sind rücksichtsvoll um mich herum gegangen, weil sie dachten, ich wollte nur die Säulen im Bild haben. Nein, ich wollte Säulen und Menschen in Bewegungsunschärfe, deshalb saß ich an eine weitere Säule gelehnt da (1/25 bis 1/15 Sekunde war ruhig zu halten). Mir gefällt der Kontrast zwischen der Bewegung und einer starren geometrischen Struktur. Zudem bieten mir solche Bilder einen guten Einstieg in eine besondere Art der Fotografie.
Was für eine empfindliche Niederlage! Jeden Tag mache ich nicht nur ein Bild in meinem Projekt 366, sondern jeden Tag bearbeite ich es auch und lade es hier hoch. Da hat gestern nur der erste Teil geklappt – aber ich hätte es mir eventuell auch denken können angesichts des Standortes meines Hotels: Bärenhecke.
Heute müssen wir doch mal über Fototechnik reden, denn dieses Bild hier ist ein Beispiel dafür, was möglich ist. Und manchmal dürfen wir uns auch einfach nicht so zieren, sondern müssen uns sagen: Hey, auch wenn das jetzt nicht die reine Lehre ist, ich mache dieses Bild.