Nur mal so als Tipp: Wem es bei Rockmusik vor allem auf die pure Energie einer Liveband ankommt, der ist bei Lord of the Lost genau richtig. Verkleidung, Maskerade, Breitwandsound – diese Musik hat wahrscheinlich sogar spirituelle Kräfte. Man muss allerdings verzerrte Gitarren und dann und wann einen Schrei ins Mikrofon vertragen können. Ich habe heute beim Konzert während der Eisheilige-Nacht-Tournee ziemlich dicht dran auf der Bühne fotografiert, und das Ziel war, Live-Bilder zu produzieren, die nicht zufällig live aussehen, sondern mit Absicht.
Da habe ich mich auf etwas eingelassen. Heute habe ich während der Eisheilige-Nacht-Tournee mit dem Schlagzeuger der Band Lord of the Lost über gute Schlagzeugerfotos gesprochen, und er hat sich darüber beklagt, dass es von ihm kaum ordentliche Bilder gebe. Das hat natürlich meinen Ehrgeiz angestachelt, aber mir war nicht bewusst, vor welche Probleme mich der Auftritt der Band stellen würde. Obwohl ich bei der Tournee ein Privileg genieße, um das mich die Fotografen im Konzertgraben wahrscheinlich beneiden.
… sondern unsere Vogelscheuche. Ich fand sie passend zu dem deprimierenden Wetter am ersten Feiertag: Regen, grau, alles zu trüb und zu warm, und ich hatte ü-ber-haupt keine Lust, mit der Kamera vor die Tür zu gehen. Also einmal durchs Wohnzimmerfenster nach draußen geschossen, und dann hat sich meine Laune gleich wieder ein bisschen aufgehellt. Wegen meiner neuen Kamera.
… und mehr Schnee war auch an Weihnachten – ich bin inzwischen alt genug, das behaupten zu können, bemühe mich aber, dieses Lamento (das ist etwas anderes als Lametta) nicht jedes Jahr zu wiederholen. Jedenfalls grüße ich heute mit dem Porträt eines Schoko-Weihnachtsmannes in saftig-grünem Gras bei ungefähr acht Grad Celsius. So ist halt das Leben. Da Heiligabend ist, gibt es heute keine langen Betrachtungen zur Fotografie, sondern einfach nur den Dank an alle, die mein Projekt 366 regelmäßig und mit Interesse begleiten. Die Zuschauerzahl ist noch überschaubar, weil ich mich mit Absicht nicht um Suchmaschinenoptimierung für dieses Blog gekümmert habe – ich wollte erst einmal richtig sicher sein, die Technik zum Produzieren des Blogs gut zu beherrschen. Aber die Rückmeldungen, die mich seit April, als ich hier begonnen habe, erreichen, sind angenehm und ermutigend. Das Projekt mit dem täglichen Foto wird heute in einer Woche beendet werden, danach brauche ich ein wenig Zeit, um meine neuen Blog-Ideen auszuarbeiten, und dann geht es 2017 mit frischer Kraft weiter. Näheres dazu poste ich noch zum Jahreswechsel.
Und wer Weihnachten doch nicht ohne Tipps zum Bildaufbau sein kann, der schaue in meinen Text zur Fibonacci-Spirale und betrachte danach dieses Weihnachtsbild noch einmal genauer.
Allen anderen wünsche ich einfach nur ein schönes Fest.
Kann ein Traumberuf wie Rockmusiker auch zur Routine werden? Ich will mir darüber kein abschließendes Urteil erlauben, aber wenn man eine Band wie Subway to Sally, die deutlich mehr als 1000 Auftritte hinter sich hat, nachmittags beim Soundcheck beobachtet, dann wird die Bühne nicht gerade mit Glückshormonen geflutet – sondern die sieben Musiker plus Technik-Crew machen einfach ihren Job. Ich habe mich inzwischen bei der Eisheilige-Nacht-Tournee als achte Person auf der Bühne etabliert (nur beim Soundcheck, beim Konzert muss ich nach anderen Möglichkeiten suchen) und versuche dabei, ebenfalls meinen Job zu machen. Die Frage ist: Was ist in dieser Situation der Job eines Fotografen?
Ich bin zurück bei den Eisheiligen Nächten, der Jahresendtournee, die von Subway to Sally veranstaltet wird. Heute ist bei mir aber ausnahmsweise mal kein Bild von Subway to Sally zu sehen, schließlich treten noch drei andere Bands auf. Eine davon ist Lord of the Lost, deren nagelneuen Gitarristen Pi wir hier bei der Arbeit sehen. Wenn ich ehrlich bin, wirkt keiner der fünf Jungs auf der Bühne so, als wollte man einen Gebrauchtwagen von ihnen kaufen. Ungeschminkt kommen sie allerdings weniger böse rüber, sondern sind im Gegenteil sehr nett.
Von der nächsten Woche an (ab 26.12.) werden sie mich auch in ihrem Tourbus mitnehmen, der dann immer nachts von Ort zu Ort fährt: Bochum – Würzburg – Bielefeld – Bremen – Potsdam. Man kann sicher hoffen, in meinem Blog auch weiterhin immer mal ein Foto von der Tour zu sehen (mehr Bilder gibt es sehr viel später, das Ganze ist eher ein Langzeitprojekt zum Thema Rockmusik, mehr will ich noch nicht sagen), aber man kann natürlich auch selbst vorbeischauen.
Wer es etwas lauter und etwas härter mag, kommt ziemlich gut auf seine Kosten. Ich trage inzwischen Gehörschutz, aber ich bin ja nicht nur zum Vergnügen hier.
Sondern zwischendurch brauche ich auch immer mal etwas Zeit zum Datensichern, weil viel Material zusammenkommt. Rund 3000 Bilder pro Tag sind es, weil ich fast alles mit Dauerfeuer fotografiere. Anders geht es nicht, denn die meisten Rockmusiker sind nun mal ständig in Bewegung. Ein Volltreffer wie dieses Foto hier ist mit einfacher Auslösung zwar nicht unmöglich, aber es dauert viel länger, bis es soweit ist, und so viel Zeit hat man nicht.
Pi habe ich ganz klassisch aus dem Graben vor der Bühne erwischt, wo sich alle Fotografen nur für die Dauer von drei Liedern aufhalten dürfen. Das Gesicht des Gitarristen ist unten schwarz und oben weiß geschminkt, und das linke Auge passt perfekt. Ich habe es natürlich später noch etwas stärker betont, aufgehellt und das Blau der Scheinwerfer satter und kontrastreicher gemacht.
Ein echtes Foto des Tages, wie ich finde. Morgen geht es nach Basel (Pratteln, um genau zu sein), dann ist Weihnachten, und dann freue ich mich schon auf die kommende Woche mit fünf Konzertabenden hintereinander von Montag bis Freitag.
Es ist mal wieder an der Zeit, die Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung zu preisen. Mögen mir alte Foto-Hasen ins Wort fallen, aber ich glaube, dass eine solche Landschaftsaufnahme, wie ich sie heute hier zeige, noch vor zehn Jahren gar nicht möglich gewesen wäre.
Es ist immer schön, wenn man sich auf einen Präzedenzfall berufen kann. Hinter diesem gewichtigen Wort steckt folgende Haltung: Das haben wir schon mal gemacht, dann können wir das jetzt auch wieder machen. Juristen suchen gern nach Präzedenzfällen, um Strafen für ihre Mandanten zu mildern oder komplett abzuwenden. Bei mir läuft das Ganze zwei Nummern kleiner: Ich will einen Regelverstoß in meinem Projekt 366 rechtfertigen.
Ich gestehe, dass ich heute einen meiner Grundsätze aufgeben musste, um dieses Bild hier präsentieren zu können. Dieser Grundsatz lautet: Beschneide kein Bild so sehr, dass die Auflösung weniger als 4500×3000 Pixel beträgt. Wenn das nämlich nötig ist, dann hätte man einfach besser ganz anders fotografiert, vorzugsweise wäre man näher ans Objekt herangegangen. Ich verkaufe auch niemals Bilder unter 4500×3000 Pixel Auflösung, aber dieses Foto hier muss ich ja nicht verkaufen, also erlaube ich mir die Ausnahme. Weil ich mich beim Fotografieren einfach verrannt habe.
Dresden, Alter Schlachthof, Subway to Sally haben gerade die erste Zugabe gegeben (zusammen mit Musikern anderer Bands), und dann feiern sie zusammen mit einem hochmotivierten Publikum. Kann es Schöneres geben? Auch für einen Fotografen? Allerdings: Ich habe um dieses Bild wirklich gezittert.