Wie gestern muss ich sagen, dass ich dieses Foto schon länger im Kopf hatte, es fehlte nur oft beim Umsteigen am Frankfurter Flughafen die Zeit, oder ich hatte für den entsprechenden Tag schon ein anderes Motiv. Jedenfalls hat es heute geklappt, ein paar zum Flugzeug laufende Reisende im Abflugbereich A unter der großen Lichtkuppel zu fotografieren. Dabei waren mir verschiedene Dinge wichtig.
Was unterscheidet den Fotografen vom Touristen? Der Fotograf sieht anders, und er wartet, bis er bekommt, was er sieht. Hört sich vielleicht etwas hochtrabend an, aber letztlich ist es genau so, und ich möchte es an diesem Bild hier gern erklären.
Super, dachte ich, da hast du ja viel Zeit zum Fotografieren, als mich meine Mutter anrief, dass ihr Zug nach Berlin Verspätung haben würde. Ich aber saß da schon im Auto und wusste nun, dass ich nicht nur 20 Minuten Zeit hätte, um ein schönes Bahnhofsfoto zu machen, sondern etwa eine Stunde mehr. Und was soll ich sagen? Ich habe mich extrem schwer getan dieses Mal. Aber dann passierte doch noch etwas.
Auf den ersten Blick sind es vier typische USA-Symbole, die man auf diesem Bild sieht – der Kenner identifiziert allerdings auch fünf. Gehen wir es kurz durch: Hier legt offensichtlich jemand eine Verschnaufpause ein, der sich als Freiheitsstatue verkleidet und normalerweise gegen ein paar Dollar Fotos mit Touristen macht. Symbol eins ist also die Statue of Liberty selbst und Nummer zwei natürlich die Nationalflagge – auch wenn die Stars and Stripes hier ein wenig achtlos zusammengeknüllt wurden. Symbol Nummer drei ist das McDonald’s-Logo – ein American Icon der Moderne, genau wie der Ford Mustang, dessen Foto zufällig über dem Schnellrestaurant eingeblendet wurde, als ich hier fotografierte. Und Nummer fünf?
Das Selfie des Jahres, oder? Ich hätte heute noch viel mehr Leute bei dieser speziellen Art der Fotografie beobachten können, denn das Innere der Grand Central Station in New York beeindruckt die Menschen so sehr, dass sie ihren Besuch dort dringend protokollieren müssen. Diese Familie hat es sich dann so richtig gegeben, und sie haben auch etwas länger versucht, ein wirklich gutes Bild zu machen, so dass ich in Ruhe ein paar Mal abdrücken konnte.
Flughäfen sind Shoppingmalls mit angeschlossener Reisemöglichkeit, und ein wunderbares Beispiel dafür ist diese Aufnahme aus der Harrods-Filiale in London-Heathrow. Der „6ft Rodney Bear“ steht hier zum Verkauf, für nur 1583,30 Pfund statt regulär 1900. Als Erwachsener frage ich mich, wer wohl diesen Beinahe-1,80-Meter-Kerl ins Handgepäck bekommt, das kleine Mädchen denkt da sicher etwas einfacher: Oh, was für ein toller Bär.
Das Bild passt heute zu meinem Tag: Ich fliege nach Kalifornien und habe jetzt auch nicht mehr viel Zeit für lange Gedanken. Außer dem, dass mir da versehentlich ein Streetfoto gelungen ist, oder? Ich denke mal auf dem Flug von Frankfurt nach Los Angeles darüber nach – die Szene auf dem Bild ist aus Berlin-Tegel, heute in aller Frühe.
Das ist doch mal ein schöner Lichtblick im februargrauen Berlin, wo ich heute wieder gelandet bin (mit Sonnenbrand aus Florida, wie ärgerlich). Auf dem Weg vom Flughafen zum Verlag kam ich am Martin-Gropius-Bau vorbei, sah dort die Werbe-Aufsteller für die bald beginnende Berlinale und hatte mein Bild des Tages gefunden.