Ich muss noch einmal über Technik sprechen, und ja, Anlass ist wieder die neue Kamera, die ich heute abgeholt habe. Zum ersten Mal überhaupt bin ich beim Fotohändler mit Handschlag begrüßt und verabschiedet worden, das Teil war also teuer. Aber wie es aussieht, ist es sein Geld auch wert, und als erstes Indiz dafür steht der hier abgebildete Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung. Er sieht eigentlich ganz normal aus, eine Makroaufnahme mit sanft verlaufender Unschärfe, die die Schriftzeile, auf die es ankommt, sauber hervorhebt. Man ahnt nur nicht, unter welchen Bedingungen diese Aufnahme entstanden ist.
… in deutschen Straßennamen weiter. Dieses Bild ist im U-Bahnhof Karl-Marx-Straße entstanden, und die ist eine der Hauptadern des Berliner Stadtteils Neukölln. Was das mit dem Bild zu tun hat? Nicht viel, ich brauchte nur eine griffige Formulierung für die Überschrift, und dasselbe Foto hätte ich so auch an den Stationen Kaiserdamm oder Viktoria-Luise-Platz machen können. Aber wenn Sie nun schon einmal hier hereingelesen haben, dann wollen Sie vielleicht auch etwas zum Thema Reserve-Motiv wissen.
Ich muss heute noch einmal mit Siena kommen. Den Fiat 500 hätte ich natürlich auch in jedem anderen italienischen Ort so finden können, aber wir haben nun mal heute Morgen noch einen letzten Spaziergang durch Siena gemacht, bevor der Zug nach Florenz fuhr. Und als der Frühnebel sich so langsam lichtete, da kam plötzlich diese ikonische Szene zum Vorschein: Die Tür, das Auto, der blätternde Anstrich – da muss man als Fotograf nicht mehr viel machen außer abdrücken. Nur auf eine Sache ist in solchen Fällen unbedingt zu achten.
Ich schreibe nicht oft und auch nicht so gern über Fototechnik, aber heute muss es mal sein: Ich habe mir eine neue Kamera bestellt. Nächste Woche hole ich sie ab, und ich bin guter Dinge, dass sie mein Fotografendasein positiv beeinflusst. Warum erzähle ich das zu einem Foto des Doms von Siena? Weil ich – Entschuldigung – absolut begeistert bin von dem Bild, was mir da heute gelungen ist, und weil ich das eben mit der alten Kamera gemacht habe. Dieses Foto soll mich daran erinnern, dass es nicht der Fotoapparat ist, der die Bilder macht, sondern der Mensch, der diesen Apparat in der Hand hält. Stellt sich nur die Frage, warum ich mir trotzdem eine neue Kamera gekauft habe.
Nachtaufnahmen haben ihren besonderen Reiz, vor allem, wenn auch noch Regen dazu kommt. Das schlechte Wetter hat uns unsere Reisepläne ändern lassen, außerdem haben die Sturzbäche aus dem toskanischen Himmel es wohl verhindert, dass unser Hotel letzte Nacht ordentliches WLAN zur Verfügung stellen konnte. Darum lade ich dieses Bild von meiner Frau beim abendlichen Stadtbummel etwas zu spät hier hoch – aber da es den Regeln des Projektes 366 entsprechend am richtigen Tag aufgenommen worden ist, habe ich mir erlaubt, es auf den 14.10. zurück zu datieren. Alles weitere zum Bild dann später, es ruft die Urlaubspflicht (Sehenswürdigkeiten). Und nun habe ich auch Zeit zu erklären, warum ich die besondere Art der Urlaubsfotografie, die in diesem Bild zu sehen ist, so reizvoll finde.
Eine meiner wichtigsten Regeln lautet: Fotografiere Menschen nicht von hinten. Aber wie alle Regeln darf auch sie gebrochen werden, und umso eher ist das erlaubt, wenn ich die Regel selbst aufgestellt habe. Also: Wer wandert, darf, soll und muss auch von hinten fotografiert werden, denn diese Perspektive symbolisiert den Aufbruch, der mit jeder Wanderung verbunden ist. Und natürlich gibt es auch noch einen ganz pragmatischen Grund für den Regelverstoß.
Es liegt so friedlich in der Abendsonne, aber es hat mir heute beinahe den Garaus gemacht. Wir sehen das Castello di Mugnana in der Nähe der Chiantistadt Greve, und wie ich inzwischen weiß, kann man da sogar Zimmer buchen. Es ist auch hervorragend an eine Straße angebunden, doch meine Frau und ich sind ja zum Wandern hier. 500 Höhenmeter ergaben über den Tag verteilt drei steile Anstiege, und der zum Castello di Mugnano war die Hölle kurz vor dem Erreichen des Etappenziels. Die 600 Meter durch den Wald waren so steil, dass ich schon überlegt hatte, auf allen vieren hoch zu kraxeln. Und als wir es dann endlich geschafft hatten, kam um die Ecke eine ebenso steile Asphaltstraße – die mich immerhin mit dieser Fotoposition versöhnte. Aber wenn jemand noch einmal etwas von den sanften Hügeln der Toskana erzählt – falsch, falsch, falsch! Dieses Vorurteil gilt wirklich nur für Autos. Fußgänger und Mountainbikefahrer müssen hier teilweise an ihre Grenzen gehen, die Toskana ist auf jeden Fall ein Wandergebiet für Fortgeschrittene. Darum gibt es heute auch keine Bildbearbeitungstipps o.ä. – ich muss ins Bett und meine Waden pflegen. Morgen geht es nämlich weiter.
Gestern Abend hatte ich folgendes vermutet: Tagsüber ist in der Altstadt von Florenz ungefähr das Zehnfache los. Diese Annahme war falsch, denn es ist das Zwanzigfache oder noch mehr. Was wir hier sehen, sind die Menschenmassen auf der Ponte Vecchio, einer der berühmtesten Brücken Italiens. Allerdings habe ich dieses Foto auch wieder ziemlich zugespitzt, sowohl in der Bearbeitung (natürlich) als auch vorher beim Fotografieren.
Wer kennt schon die Basilica Santa Maria Novella? Ich kannte sie bis heute Abend jedenfalls nicht, und das liegt wahrscheinlich daran, dass man es in Florenz als einfache Basilika nicht so leicht hat, denn die Konkurrenz an Sehenswürdigkeiten ist viel zu groß – Dom, Ponte Vecchio, Uffizien, die Paläste der Medici. Trotzdem werde ich Santa Maria di Novella so schnell nicht vergessen, denn als ich auf den Balkon meines Hotelzimmers trat, bot mir die gleichnamige Piazza genau den Anblick, den ich von einem Besuch in Italien erwarte. Und dann war da ja noch diese fotografische Besonderheit.
Dieses Foto ist eines meiner Lieblingsbilder der letzten Wochen – obwohl es an wenigstens zwei Stellen technische Unzulänglichkeiten hat. Aber der technische Wert ist nicht alles, wenn es um den Moment geht, und den habe ich hier (mit etwas Planung und natürlich mit Glück) exakt eingefangen.