Gut, das Wort Porträt führt hier vielleicht ein wenig in die Irre. Allerdings: Meinen kurzen nächtlichen Rundgang durch New York habe ich mit einer 50-Millimeter-Festbrennweite unternommen, montiert auf eine Kamera mit kleinerem APS-C-Sensor. Und das bedeutet natürlich etwas für die Fotos.
Wir sehen hier jemanden, den man nicht alle Tage sieht – Tsunemi Oyama ist einer von nur vier Takumi beim Autohersteller Nissan. Takumi nennt man in Japan besonders gut ausgebildete Handwerksmeister, und Oyama und seine drei Kollegen sind die einzigen, die Plaketten mit ihrer Unterschrift am V6-Motor des Sportwagens Nissan GT-R anbringen dürfen – nachdem sie ihn in Handarbeit zusammengebaut haben.
Auf den ersten Blick sind es vier typische USA-Symbole, die man auf diesem Bild sieht – der Kenner identifiziert allerdings auch fünf. Gehen wir es kurz durch: Hier legt offensichtlich jemand eine Verschnaufpause ein, der sich als Freiheitsstatue verkleidet und normalerweise gegen ein paar Dollar Fotos mit Touristen macht. Symbol eins ist also die Statue of Liberty selbst und Nummer zwei natürlich die Nationalflagge – auch wenn die Stars and Stripes hier ein wenig achtlos zusammengeknüllt wurden. Symbol Nummer drei ist das McDonald’s-Logo – ein American Icon der Moderne, genau wie der Ford Mustang, dessen Foto zufällig über dem Schnellrestaurant eingeblendet wurde, als ich hier fotografierte. Und Nummer fünf?
Das Selfie des Jahres, oder? Ich hätte heute noch viel mehr Leute bei dieser speziellen Art der Fotografie beobachten können, denn das Innere der Grand Central Station in New York beeindruckt die Menschen so sehr, dass sie ihren Besuch dort dringend protokollieren müssen. Diese Familie hat es sich dann so richtig gegeben, und sie haben auch etwas länger versucht, ein wirklich gutes Bild zu machen, so dass ich in Ruhe ein paar Mal abdrücken konnte.
Ich bin zwar viel unterwegs, aber ansonsten bin ich ganz normal: Ich freue mich, heute Abend meine Frau wieder zu sehen (wenn sie von der Arbeit kommt, denn inzwischen bin ich zu Hause), und ich habe aus Südafrika ein Souvenir für meinen Enkel mitgebracht. Für das Foto des Tages musste wieder mal ein Stück Flughafen herhalten, weil ich jetzt am Nachmittag noch zu arbeiten habe. Aber mir ist zu meinem heutigen Foto dennoch etwas eingefallen, das sich zu erzählen lohnt.
Kunstwerke im Hotel – das ist oft so eine Sache, selbst bei den guten Häusern. Aber die letzten beiden Tage war ich in einem Haus in Südafrika, dessen Besitzer einen geradezu überwältigend guten Geschmack hat. Afrikanische Ebenholzfiguren sind oft nicht mehr als Kunsthandwerk, bisweilen nicht mal das. Aber was hier an lebensgroßen Modellen in der Lobby steht, hat mich tief beeindruckt, genauso wie die Fotografien und Gemälde an den Wänden, selbst in den Zimmern hängen wirklich gute Sachen. Die Sache hat aber einen Nachteil.
An eine gewisse Emily denken die meisten, wenn sie die Kühlerfigur eines Rolls-Royce sehen, aber das ist falsch: Die geflügelte Dame heißt einfach nicht so, sondern ganz anders.
Wozu die Fotografie in der Lage ist, zeigt für mich dieses Bild – eine Momentaufnahme schaffen. Natürlich kann auch dieser junge Mann hier nicht die Schwerkraft aufheben, aber das Foto, aufgenommen mit einer Belichtungszeit von weniger als 1/1000 Sekunde, vermittelt doch den Eindruck. Der natürlich falsch ist.
Flughäfen sind Shoppingmalls mit angeschlossener Reisemöglichkeit, und ein wunderbares Beispiel dafür ist diese Aufnahme aus der Harrods-Filiale in London-Heathrow. Der „6ft Rodney Bear“ steht hier zum Verkauf, für nur 1583,30 Pfund statt regulär 1900. Als Erwachsener frage ich mich, wer wohl diesen Beinahe-1,80-Meter-Kerl ins Handgepäck bekommt, das kleine Mädchen denkt da sicher etwas einfacher: Oh, was für ein toller Bär.
Es gibt ja ein paar Traumjobs im Leben, und dieser Mann sieht nicht nur so aus, als hätte er so einen Beruf – er hat ihn wirklich: Andreas Stadlbauer aus Salzburg leitet das Unternehmen, das für absolute Traumprodukte zuständig ist.