Fotografieren bedeutet auch, überall da ein Motiv zu sehen, wo andere nichts erkennen, das sich festzuhalten lohnt.Allerdings kann die Sache mit dem besonderen Blick (nach dem wir ja alle streben) auch in die Hose gehen. Woran das liegt? Dazu habe ich drei Thesen.
Neulich hatte ich „Deutscher geht’s nicht“ über ein Foto geschrieben, und heute muss ich zugeben: Doch, es geht. Gegen Mittag kam ich von einem Fototermin im Haus der Bundespressekonferenz (interessant, da war ich noch nie, ich mache ja keine Politikgeschichten), und es war noch Zeit für einen kleinen Gang durchs Regierungsviertel. Und plötzlich war die Mittagssonne, die wir Fotografen doch alle so ablehnen, meine allerbeste Freundin.
Wie in fast jedem Jahr war mein erster Advent so unbesinnlich, wie es nur ging. Den ganzen Tag habe ich in der Redaktion an der nächsten Ausgabe der „PS Welt“ mitgearbeitet, die am kommenden Sonntag als Beilage zur „Welt am Sonntag“ erscheint und heute Schlusstag hatte. Wie soll man da in Weihnachtsstimmung kommen? Aber ich hatte mir fest vorgenommen, wenigstens mit meinem Bild des Tages voll in die Klischeekiste zu greifen. Natürlich mit Rot-Rot-Grün.
Achtung, Fangfrage: Denn mit diesem BMW 528 von 1974 stimmt einfach alles, selbst die Lackierung. Und ich würde sogar sagen: Vor allem die Lackierung, auch wenn man aus heutiger Sicht kaum noch glauben mag, dass eine seriöse Businesslimousine serienmäßig in Gelb lackiert sein könnte. War aber so in den früheren Jahrzehnten: Während BMW & Co. heute 36 Varianten von Schwarz und Grau anbieten, gab es ihre Autos damals in Gelb, Rot, Orange, Grasgrün, Hellblau, Beige und so weiter. Aber ich will auch nicht zu nostalgisch werden – denn eigentlich bin ich da, wo ich gerade bin, wegen eines ganz anderen Autos.
Ein ganz normaler Donnerstagabend, kurz nach 21 Uhr: Im Bahntower brennt noch Licht, überall, jedes Stockwerk, jedes Büro am Potsdamer Platz in Berlin ist hell erleuchtet. Unermüdlich suchen die Experten der Bahn nach Möglichkeiten, die Züge noch pünktlicher fahren, die Mitarbeiter noch freundlicher auftreten zu lassen. Es kann aber auch alles ganz anders sein.
1,20 Euro Parkgebühr verschaffen einem in der Gegend um das Brandenburger Tor ca. 40 Minuten Zeit. Man muss sich also die Motive, die man vom Symbol der deutschen Einheit macht, genau überlegen, bei mir hat es für vier Stück gereicht, und am Ende habe ich das gewöhnlichste von ihnen gewählt. Warum? Weil ich damit zeigen kann, wie man ein gängiges fotografisches Problem löst.
Heute ist es passiert, das Schlimmste nämlich, was einem Kreativen passieren kann: Mir ist nichts eingefallen. Niente, nothing, nada. Dass hier trotzdem ein Foto zu sehen ist, liegt nur daran, dass ich meine eigene Ideenlosigkeit ausbeuten musste – wie man sieht, sehr spät, genau 80 Minuten vor Ablauf der Frist. Kein Ruhmesblatt, zumal ich mich fast ausschließlich auf die Kamera- und Computertechnik verlassen habe.
Man soll ja nicht schadenfroh sein. Aber als ich heute in den Nachrichten hörte, dass auf unserer Autobahn die ganze Nacht gebaut würde und deshalb in östlicher Richtung zwei von drei Spuren gesperrt wären, da dachte ich: Wie schön.
Aufs Herzlichste begrüße ich hier alle, die sich, angelockt von der Überschrift, politische Erkenntnisse versprochen haben. War ein bisschen fies, gebe ich zu, aber wenn Sie schon da sind, mögen Sie sich vielleicht kurz mit dem Thema Fotografie beschäftigen. Und mit einer Idee dafür, wie man dem klassischen Sightseeing mit der Kamera etwas Neues abgewinnen kann. Am Ende wird es dann auch noch einmal politisch, versprochen.
Wahnsinn! Warum hatte ich heute eigentlich keinen Auftrag von DHL, den von ihnen gesponserten Porsche auf der von ihnen gesponserten Rennstrecke zu fotografieren? Falls das noch nachträglich möglich ist, bewerbe ich mich hiermit gern um diesen Auftrag 😉 Und ansonsten erzähle ich, wie immer, etwas übers Fotografieren. Dieses Mal: Wie schnell kann eigentlich ein Autofokusmotor sein?