Eine beliebte Frage: Was ist ein Porträt? Nur das Gesicht? Oder der Mensch in seiner Arbeitsumgebung? In irgendeiner Umgebung? Und muss er dann nicht wenigstens absichtlich in die Kamera sehen? Oder sich wenigstens der Tatsache bewusst sein, dass er fotografiert wird? Meine Antwort darauf lautet: Die Kunst ist frei.
Ich habe heute auch noch andere Bilder gemacht als das hier, aber dann habe ich doch meinen Sohn und seine Freundin ganz freundlich gefragt, ob sie nicht auch glauben, dass ihr kleiner Sohn mein Bild des Tages ist, besser: sein muss. Ich durfte das Foto dann verwenden, was mich froh stimmt, weil der Kleine so niedlich ist und ich das Bild wirklich gut finde. Und natürlich, weil ich dazu wieder einiges zu erklären habe.
Achtung, Ausnahme! Zum zweiten Mal während des laufenden Projektes 366 habe ich mein Foto des Tages nicht selbst gemacht, sondern jemand anders gebeten. Beide Male mit gutem Grund, heute sogar mit sehr gutem.
Ich hätte dieses Foto auch weniger kompliziert nennen können: Porträt 2.0 zum Beispiel. Es ist nämlich, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, ein Porträt. Allerdings eins mit einem kleinen Haken.
Ach, immer nur Landschaftsfotos, das geht ja auch nicht. Heute ist mir ein schönes Porträt gelungen, über das ich mich besonders freue, weil die Rahmenbedingungen dafür eigentlich gar nicht gestimmt haben.
Wenn ein Fotograf von 10 Uhr bis 1.30 Uhr zu tun hat – genau, dann ist es eine Hochzeitsreportage. Damit habe ich mich gerade befasst, und nach diesem 16-Stunden-Tag (nur falls jemand fragt, warum Hochzeitsfotos etwas kosten) bin ich ziemlich zufrieden nach Hause gekommen, habe ein Bier getrunken (was ich auf der Party selbst tunlichst vermied), zwei Folgen „Big Bang Theory“ geguckt und dann das Bild herausgesucht, das mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist.
Oh weh, das ist bestimmt die falsche Überschrift. Denn es kann sich ja niemand anmaßen zu sagen, wie genau ein Porträt gemacht werden muss. Dazu gibt es einfach viel zu viele Darstellungsformen, die sich ein Mensch für einen anderen einfallen lassen kann. Aber vielleicht erzähle ich mal, wie ein Porträt sein sollte, wenn man sich nicht extra zu einem großen Fotoshooting verabredet hat und den Menschen, um den es geht, auch nicht schon länger kennt. Wie man also mit eher knappem Zeitbudget ein vorzeigbares Ergebnis erzielt.
Heute begehe ich einen Regelverstoß, ganz klar. Ich habe deswegen etwas mit mir gerungen, aber andererseits will ich dieses Bild unbedingt im Blog zeigen. Und natürlich erklären, was es damit auf sich hat – und warum es eigentlich gar nicht hier stehen dürfte.
Der Schein trügt ja manchmal, und der Trug ist hier in der Bildunterschrift versteckt. Ja, das ist ein Gartenzwerg (mein Gartenzwerg, um genau zu sein), und unzweifelhaft hat er einen Fisch an der Angel. Soweit alles gut – nur mit der Abendsonne stimmt hier etwas nicht.
Sagte ich schon, dass ich Kunstlicht herrlich finde? Messen, Shows, was auch immer – wo die Scheinwerfer Licht und Schatten erzeugen, darf der Fotograf ruhig in seiner Bildbearbeitung ein bisschen zusätzliches Gas geben. Ist sowieso alles nicht natürlich, dann kann man sich das Veranstaltungsfoto auch ruhig ein bisschen zurecht optimieren.