Tag eins nach dem Brexit, business as usual. Ich befinde mich in England, genauer an der historischen Rennstrecke Brooklands, Mercedes stellt den neuen AMG GT R vor, Formel-1-Star Lewis Hamilton gibt ein PR-Interview fürs Radio. Weltpolitik? Europakrise? War da was?
Sonntag (29.5.2016) ist es endlich soweit: Die BBC startet die Kult-Autosendung „Top Gear“ neu, nun nicht mehr mit Jeremy Clarkson, sondern mit Chris Evans, mit Co-Gastgeber Matt LeBlanc (der aus „Friends“) und vier regelmäßig erscheinenden Gastmoderatoren. Aber das nur am Rande, denn hier geht es ja eigentlich um Fotografie. Und da interessiert mich heute die Frage: Schwarzweiß oder Farbe?
Okay, wer weiß jetzt nicht, was für ein Flugzeug das ist? Ich denke, man muss weder auf die Bildunterschrift schauen, noch Luftfahrt-Enthusiast sein, um eine Boeing 747 (vulgo: Jumbo-Jet) auf Anhieb zu erkennen. Diese Maschine ist ein Symbol für unseren mobilen Lebensstil, und wer in den vergangenen 50 Jahren nicht in der Höhle gelebt hat, der hat schon mal irgendwo eine 747 gesehen – und sei es auf einem Foto. Weil dieses Flugzeug so bekannt ist, habe ich mir bei meinem Bild einen besonderen Gestaltungstrick erlaubt.
Fotos können auch Haltungen verändern, davon bin ich überzeugt. Ich will jetzt diesem Schuss vom Wiener Naschmarkt keine weltbewegende Wirkung unterstellen – aber ich finde, wer es sich ansieht und gleich danach eine Bouillabaisse bestellt, der hat kein Herz, oder?
Wie gestern muss ich sagen, dass ich dieses Foto schon länger im Kopf hatte, es fehlte nur oft beim Umsteigen am Frankfurter Flughafen die Zeit, oder ich hatte für den entsprechenden Tag schon ein anderes Motiv. Jedenfalls hat es heute geklappt, ein paar zum Flugzeug laufende Reisende im Abflugbereich A unter der großen Lichtkuppel zu fotografieren. Dabei waren mir verschiedene Dinge wichtig.
Wenn gar nichts mehr geht – ein Makro mit offener Blende geht immer. Und wenn man es dann noch in Schwarzweiß umwandelt, ist es schon fast Kunst. Oder?
Was unterscheidet den Fotografen vom Touristen? Der Fotograf sieht anders, und er wartet, bis er bekommt, was er sieht. Hört sich vielleicht etwas hochtrabend an, aber letztlich ist es genau so, und ich möchte es an diesem Bild hier gern erklären.
Gut, das Wort Porträt führt hier vielleicht ein wenig in die Irre. Allerdings: Meinen kurzen nächtlichen Rundgang durch New York habe ich mit einer 50-Millimeter-Festbrennweite unternommen, montiert auf eine Kamera mit kleinerem APS-C-Sensor. Und das bedeutet natürlich etwas für die Fotos.
Auf den ersten Blick sind es vier typische USA-Symbole, die man auf diesem Bild sieht – der Kenner identifiziert allerdings auch fünf. Gehen wir es kurz durch: Hier legt offensichtlich jemand eine Verschnaufpause ein, der sich als Freiheitsstatue verkleidet und normalerweise gegen ein paar Dollar Fotos mit Touristen macht. Symbol eins ist also die Statue of Liberty selbst und Nummer zwei natürlich die Nationalflagge – auch wenn die Stars and Stripes hier ein wenig achtlos zusammengeknüllt wurden. Symbol Nummer drei ist das McDonald’s-Logo – ein American Icon der Moderne, genau wie der Ford Mustang, dessen Foto zufällig über dem Schnellrestaurant eingeblendet wurde, als ich hier fotografierte. Und Nummer fünf?
Ja, man ahnt es, ich bin immer noch im selben Hotelzimmer. Eigentlich verbiete ich mir zwei ähnliche Bilder nacheinander, aber heute werde ich den ganzen Tag in einer Fortbildungsveranstaltung bei Mannheim sein, und am Ort des Geschehens gibt es kein ordentliches WLAN. Da ich danach sechs Stunden Autofahrt vor mir habe, gehe ich heute auf Nummer sicher und poste ein weiteres Hotelzimmerbild, dieses Mal ist es die Armatur in der Dusche. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich vielleicht noch etwas Wichtiges herausgefunden.