Meine Mutter sagt oft: „Bet’n scheef hett Gott leev“. Das ist plattdeutsch, und wörtlich bedeutet es: „Bisschen schief hat Gott lieb.“Frei übersetzt also: Nicht so schlimm, wenn irgend etwas nicht ganz der Norm entspricht. Bei der EU hätte meine Mutter also niemals arbeiten können. Und wenn ich ehrlich bin: als Fotografin möglicherweise auch nicht.
Man muss vielleicht auch mal etwas zur Fußball-EM machen, oder? Ich bin in den Besitz eines EM-Balls gekommen und habe mich heute, am letzten Spieltag der Vorrunde, etwas näher damit befasst. Das bescherte mir überraschende Erkenntnisse, die ich sogleich fotografisch umsetzen musste.
Sommersonnenwende, längster Tag des Jahres – was konnte ich da anderes fotografieren als den Sonnenuntergang? In meinem Projekt 366 taucht dieses Motiv heute zum ersten Mal auf, obwohl es doch so beliebt ist. Ich allerdings finde Sonnenuntergänge eher gefährlich.
Heute habe ich mein Foto eher kühl kalkuliert. Ich wollte ganz formal nach einer wichtigen Regel fotografieren – und habe dabei gleichzeitig gehofft, dass das möglichst nicht auffällt. Das allerdings kann ich nicht beurteilen und frage daher meine Leser, ob sie in dieser Natur- und Nahaufnahme auf Anhieb eine Gestaltungsregel erkannt haben. Oder doch erst, nachdem ich sie darauf aufmerksam gemacht habe. Vielleicht sehen Sie aber auch gar nichts außer Pflanzen und Himmel?
Heute habe ich alles richtig gemacht, jedenfalls was die Wahl des Objektivs angeht. Heute bin ich auch noch einmal am Bodensee losgezogen, dieses Mal im Gegensatz zu gestern aber mit zwei Kameras, so hatte ich Weitwinkel und Tele dabei. Dafür hatte ich mit einer Besonderheit des Lichts zu kämpfen.
Was für ein Gebäude! Schon lange wollte ich die Zentrale der Berliner Wohnungsbaugesellschaft GSW fotografieren, schließlich habe ich jahrelang direkt gegenüber gearbeitet. Aber wie das so ist: Was bekannt ist, was immer zur Verfügung steht – darum kümmert man sich nicht so recht. Heute ist es endlich passiert – weil zwei Faktoren zusammenspielten.
Richtig, der Himmel ist gewöhnlich nicht türkisfarben, und das Wasser im Schwimmbecken ist es wohl auch nicht. Dieses Foto ist stark bearbeitet, aleine mit dem Ziel, es unwirklich erscheinen zu lassen. Wahrscheinlich versteht man das, wenn man weiß, was hier eigentlich zu sehen ist.
Ach, was habe ich hier lange gewartet. Die meisten Leute haben mich beim Fotografieren entdeckt und sind rücksichtsvoll um mich herum gegangen, weil sie dachten, ich wollte nur die Säulen im Bild haben. Nein, ich wollte Säulen und Menschen in Bewegungsunschärfe, deshalb saß ich an eine weitere Säule gelehnt da (1/25 bis 1/15 Sekunde war ruhig zu halten). Mir gefällt der Kontrast zwischen der Bewegung und einer starren geometrischen Struktur. Zudem bieten mir solche Bilder einen guten Einstieg in eine besondere Art der Fotografie.
Der Alltag bietet spannende Bilder, man muss sie nur finden. Das sagen jedenfalls viele Fotografen, aber ich bin da immer etwas skeptisch – weil ich zu oft gesehen habe, dass diese Haltung eine Art vorgeschobene Entschuldigung für schlichte Knipserei ist. Seit ich mich allerdings verpflichtet habe, jeden Tag ein Foto nicht nur zu machen, sondern es auch zu veröffentlichen, bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mich intensiver mit Alltäglichem zu befassen – denn sooo viele Aufträge habe ich nun auch nicht, dass ich täglich daraus für mein Projekt 366 Honig saugen könnte. Also musste heute wieder ein Rundgang im Garten herhalten. Und geschummelt habe ich dann auch noch.
Manchmal lohnt es sich zu warten – das weiß jeder Fotograf. Manchmal dauert allerdings die Wartezeit etwas länger, man kann dann ruhig auch wieder nach Hause gehen und etwas anderes machen. Nur darf man nicht vergessen, rechtzeitig wieder zu kommen.